Der Pilot

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ValMercer
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Beitrag: #1412 ValMercer
Do 28. Jan 2016, 18:51

Okay, ich habe angefangen eine längere Poe Dameron Geschichte zu schreiben. Der Anfang ist noch ziemlich nah am RPG, aber das möchte ich in keinster Weise beeinflussen. Dieser Poe ist nicht sonderlich anders als der Poe hier, aber die Geschichte wird anders verlaufen... Ich poste die Geschichte auch auf fanfiction.net und auf ao3... dachte nur, hier wäre auch ein geeigneter Ort

Kapitel 1



Sein X-Flügler reagierte auf jede noch so kleine Bewegung des Steuerknüppels. Mühelos führte das kleine, wendige Kampfschiff jedes Manöver aus und beinahe tat es Poe leid, dass die Trägheitsdämpfer ihn davor bewahrten die waghalsigen Drehungen wirklich intensiv zu spüren. Lachend schoss er aus der Felsspalte heraus und hörte bereits über das Comm, wie das Bodenpersonal stöhnte.

„Dameron, wir haben die Maschine gerade aufgerüstet, mach sie nicht sofort wieder kaputt.“

„Ach, Gehrth“, grinste er und sah auf dem Übersetzungsbildschirm welche Flüche Beebe-Ate ihm entgegen schleuderte, dabei hatte der Droide doch eigentlich größtes Vertrauen zu ihm. „Beebee-Ate ist auch nicht begeistert, ich will mich nur gebührend von unserer Basis verabschieden. Und ja, das Teil reagiert besser als jemals zuvor. Gute Arbeit.“

Ein Seufzen seines Ingenieurs ließ ihn noch breiter grinsen. Er war aber dennoch gleichzeitig froh, dass die Kameras am Rumpf des Schiffes nur für Testflüge montiert wurden um das neue Equipment gut überwachen zu können. Ansonsten hätten sie ihm sein Schiff vermutlich schon längst abgenommen. Der Bith war manchmal doch noch zu ängstlich. „Komm runter, der Neue ist aufgewacht.“

Poe lächelte in sich hinein. „Und was soll ich dabei tun?“ Er lachte, schoss aber mit dem X-Flügler sofort in die obere Atmosphäre. Er hatte den Planeten umrundet und jetzt war es spätestens Zeit wirklich zurückzukehren. Die Maschine flog einwandfrei, auch nach den Strapazen des letzten Einsatzes auf der Starkiller Basis. Finn war wach. Also musste er wieder da sein. Sonst kannte der hier auf der Basis doch niemanden.



Poe landete den Kampfflieger und noch bevor er das Cockbit hatte öffnen können, sah er bereits in der Anzeige, dass Beebee-Ate sich ausgekoppelt hatte. Aus den Augenwinkeln sah er den orange-weißen, quirligen Droiden vor dem X-Flügler auf und ab rollen. „Ich komme, Kumpel!“, rief Poe ihm zu, als er den Sicherheitsgurt gelöst hatte und das Cockpit nach oben geschossen war. Poe beeilte sich aufzustehen und kletterte die Leiter herunter, die beim Landen ausgefahren war und ihm als Tritt diente. Als er festen Boden unter den Füßen hatte, tat es ihm beinahe ein wenig leid, aber Finn würde sicherlich einige Erklärungen einfordern und es wäre besser, wenn ihm die ein Bekannter überbrachte. Er hatte die Medics besonders darum gebeten, dass er dieser Bekannte sein sollte. Immerhin hatte er Finn mehr oder weniger in diese Situation gebracht. Poe nahm den Helm ab, reichte ihm einem Bodenassistenten und winkte Gehrth verschmitzt zu, als der auf ihn zukam. Wie immer fiel es Poe schwer das Minenspiel des Biths zu deuten, aber aus dem Tonfall, den der anschlug, hörte Poe genau, was der ihm sagen wollte.

„Damn... eron...“, zischte Gehrth und Poe grinste breit, während Beebee-Ate ihm von hinten sanft in die Kniekehlen rollte um ihn zum Gehen zu motivieren.

„Ja, ich weiß. Super Arbeit. Ehrlich. Wird der neue Steuerknüppel in alle X-Flügler eingebaut?“

Gehrth schien schon jetzt besänftigt. Das ging ja schnell. Ein Lob, folgend auf ein waghalsiges Manöver glättete also die Wogen. Das musste er sich merken. „Sobald die geliefert werden, ganz sicher.“

Poe nickte und legte Beebee-Ate eine Hand auf. „Ist ja gut,“, beruhigte er den Droiden, der aufgeregt piepte. „Ich muss los. Wann wird der Flieger aufgeladen?“ Er würde mit Finn im großen Transporter fliegen, während die Kampfflieger auf mehrere Frachter verteilt werden würden. Das sparte einiges an Treibstoff.

„In ein paar Stunden,“ antwortete Gherth und ließ den Blick prüfend über den schwarzen X-Flügler streifen.

„Okay... ich muss zu Finn“, erklärte Poe und nachdem Beebee-Ate eine Runde piepend um ihn herum gerollt war, beeilte er sich zur Krankenstation zu kommen.

Poe musste sich beeilen um mit Beebee-Ate gleichauf bleiben zu können. „Beebee, was ist los mit dir?“

Der Droide schickte ihm ein paar laute, lang gezogene Pieplaute und Poe musste lachen.

„Ich glaube, dass ich nichts dafür kann, dass meine Beine nicht so lang sind.“ Der Droide war frech wie eh und je und Poe war froh ihm dieses Programm verpasst zu haben, das von Artoo-Deetos Persönlichkeitschip inspiriert war, nur noch eine Spur sarkastischer. Sie kamen bei der breiten Tür an, die zur Krankenstation führte und die Tür glitt auf, sobald Beebee davor stand. Poe folgte ihm und musste sich nicht nach Finn umsehen. Der ehemalige Sturmtruppler saß in standardisierter Ausrüstungskleidung auf dem einzigen noch belegten Bett. Die anderen mussten schon alle verlegt worden sein. Poe hob grüßend eine Hand, als die Heilerin an ihm vorbei ging und Beebee-Ate stürzte regelrecht auf Finn zu mit einer unübersichtlichen Salve aus Worten in seiner Binärsprache, die Finn sicherlich nicht verstand.

„Hey“, grüßte Poe, als er lächelnd auf den jungen Mann zuging, den er in den letzten Tagen täglich aufgesucht hatte, auch wenn der es nicht mitbekommen hatte. Er fühlte sich seltsam verantwortlich für ihn. „Ausgeschlafen?“

Finn verzog das Gesicht. Das künstliche Koma in das er während er Heilungsphase versetzt worden war, hatte deutliche Spuren auf dem doch so ansehnlichen Gesicht hinterlassen, auch wenn er sich bemühte sich das nicht anmerken zu lassen. „Was will Beebee?“, fragte Finn anstatt auf Poes flapsige Frage einzugehen.

Poe folgte Finns Blick zu dem runden Droiden, dessen Sensoren zwischen Poe und Finn hin und her glitten, bevor er wieder ein paar kurze Binärlaute ausstieß, die Poe zum Lachen brachten. „Er will wissen, wie es dir geht“, grinste Poe und legte seinem Weggefährten eine Hand auf den spährischen Kopf, um ihm zu bedeuten, dass er endlich ruhig sein sollte.

Finn runzelte die Stirn, schien Poes Antwort aber hinzunehmen. Der aufgeregte junge Mann, den Poe bei der Flucht vom Sternenzerstörer kennengelernt hatte, war mit einem Mal so viel ernster und Poe gefiel das ganz und gar nicht. „Ganz okay...“, sagte Finn leise und setzte sich auf, dabei verzog er wieder das Gesicht. Die Wunde, die Ren ihm beigebracht hatte, war zwar offensichtlich verheilt, hatte aber dennoch Spuren hinterlassen. „Wo ist Rey?“

Wieder meldete Beebee-Ate sich zu Wort, bevor Poe auch nur Luft holen konnte. „Darf ich?“ Poe zog einen Hocker heran und ließ sich darauf nieder, ließ dabei aber den Beebee nicht aus den Augen. „Er versteht dich sowieso nicht, also lass mich das machen.“ Der langezogene, deutlich tiefere Laut brachte Poe dazu die Augen zu verdrehen, dann sah er Finn an, der seinen Blick mit großen Augen erwiderte.

„Geht es ihr gut?“

Poe nickte. „Ja, sie und Chewbacca haben dich hierher gebracht.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und wünschte sich eine Lehne herbei, damit das hier wenigstens etwas bequemer wurde. „Die Karte zu Skywalker ist komplett. Rey ist mit Chewbacca im Falken zu ihm um ihn wieder zu holen, aber niemand weiß, wann sie wieder kommen.“ Er legte den Kopf schief und beobachtete Finn, der mit einem Mal erleichtert wirkte. „Ihr habt viel zusammen durchgemacht, he?“ Ein kleines Lächeln breitete sich auf Poes Lippen aus. Er selbst hatte nicht mit Rey gesprochen, ehe sie aufgebrochen war, aber nach allem was er gehört hatte war sie offensichtlich eine ganz besondere Frau.

Finn hob die Schultern, nickte aber. „Als ich sie auf Jakku getroffen habe, wollte sie mich vermöbeln, weil Beebee ihr gesagt hat, ich hätte deine Jacke gestohlen.“

Poe lachte, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Tut mir leid das zu hören“, antwortete er. „Die ist übrigens ruiniert, habe ich gehört.“

„Hm“, machte Finn und warf einen Blick zu der schmalen Konsole auf deren unterem Regalboden ordentlich gefaltet die Kleidungsstücke lagen, die Finn getragen hatte, als er hierher gebracht worden war. „Schade um die Jacke.“

Mit einem Grinsen sah Poe zu dem jungen Mann auf. Ihm verdankte er sein Leben wusste er, ebenso wie er wusste, dass auch der Widerstand Finn viel schuldete. Die Frage war nur, wie es ab hier weitergehen würde. „Stand dir gut“, erklärte er und faltete die Hände. „Pass auf, der Widerstand wechselt die Basis, weil die Erste Ordnung jetzt sicher weiß wo wir sind und wir können nicht warten, bis sie sich genug erholt haben um uns anzugreifen.“

Finn nickte bedächtig mit einem Blick, der Poe schon jetzt sagte, was sein Gegenüber dachte.

„Bleibst du bei uns?“, fragte er, spürte die Antwort aber schon im Raum schweben. Trotzdem fuhr er fort. „Du warst eine riesige Hilfe, aber niemand wird erwarten, dass du hier bleibst, nur weil du von der Ersten Ordnung desertiert bist.“

„Klar bleibe ich hier!“ Finns Antwort überraschte Poe nicht. Ganz sicher nicht.

„Okay“, sagte Poe und stand auf. „Wie sieht’s aus? Kannst du laufen?“

Finn nickte, kam aber nur langsam auf die Füße. Jede Bewegung schien er zu spüren und Poe spürte einen leichten Stich. Dass Finn mit einem blauen Augen davongekommen war, war ihm mehr als klar, aber das hieß nicht, dass alles in Ordnung war. „Wie kommen wir von hier weg?“

Poe trat näher an Finn heran, damit der sich an ihm abstützen konnte, wenn es sein musste und nicht zum ersten Mal fiel ihm auf, dass Finns Nähe ihm würde gefährlich werden können und das galt es zu unterbinden. „Mit einem Truppentransport“, erklärte Poe, als er die Kleidungsstücke aufnahm, die noch da lagen. Die Heilerin hob eine Hand, wie zum Gruß. Ein paar Droiden hatten bereits angefangen die ersten Betten abzubauen und aus dem Raum heraus zu schaffen.

„Lass den Kram hier...“, bat Finn leise. „Oder lass ihn mich wegwerfen... ich will das Zeug nicht mehr sehen.“

Poe hob eine Braue und machte Anstalten die Sachen in den bereitstehenden Müllbehälter fallen zu lassen, als Finn eine Hand hob. „Die Jacke nicht.“

Mit einem kleinen Lachen drückte Poe Finn die Jacke vor die Brust, der zwar scharf die Luft einzog, das Kleidungsstück aus Leder aber festhielt. „Die stand dir auch ganz gut“, grinste Poe. „Vielleicht kann man die ja doch noch retten.“
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1413 ValMercer
Do 28. Jan 2016, 18:51

Kapitel 2

Etwas wie ein Schlag in die Magengrube riss Poe aus dem tiefsten Traum. Prustend schlug er die Lider auf und seine Hand fuhr unter das flache Kopfkissen bevor er überhaupt bemerkte, dass dort kein Blaster war und dass es ohnehin nur Polly war, die mit den Vorderpfoten halb auf ihm stand. Mit einem vernehmbaren Stöhnen ließ er sich auf die Matratze zurückfallen und hob eine Hand um die Finger im dichten Fell des Tieres zu vergraben.

Der Körper neben ihm regte sich, offensichtlich von seinen plötzlichen Bewegungen aufgeschreckt. Sie war also noch da. Kein gutes Zeichen, wusste er. „Es ist mir immernoch ein Rätsel, warum General Organa dir erlaubt hat den Kerl zu behalten.“ Ihre melodische Stimme klang rau, noch immer belegt vom Schlaf.

Poe legte einen Arm in den Nacken und zog Polly näher an sich. „Ich bin ja nicht mehr Teil des Militärs der Republik“, brummte er, ohne sie darauf hinzuweisen, dass Polly ein Weibchen war. Es konnte ihr doch wohl auch gleich sein, welche persönlichen Absprachen er mit General Organa getroffen hatte und er hörte ohnehin nicht gern, was er auch so wusste. Der Weltraum und das Leben beim Widerstand waren nicht zwangsläufig gut für ein wildes Tier. Polly hatte er vor einigen Monaten im Wald gefunden. Noch ein Jungtier war sie gewesen und nur wenige Augenblicke bevor Poe über sie gestolpert war, hatte irgend ein Raubtier ihre Mutter getötet. Poe hatte das kleine, schutzlose Tier nicht zurücklassen können und mittlerweile hatte er sich an das Tier mit dem schwarzen Fell, den bernsteinfarbenen Augen und den spitzen Ohren gewöhnt und er wollte sie auch nicht mehr missen. Trotz allem. Und dass die Frau neben ihm sich herausnahm ihn zurechtzuweisen machte ihn auf unbestimmte Art wütend.

Polly gähnte herzhaft und entblößte dabei die spitzen Zähne, dann schob sie sich über seine Brust, sodass sie darauf zu liegen kam. Die Wärme, die von dem Tier, dessen Spezies vollkommen unbekannt zu sein schien, ausging, war ihm um einiges angenehmer als die Nähe der Person, die ihr Knie sein Bein hinauf schob. So war es auch nicht abgemacht gewesen. Von Anfang an hatte er ihr gesagt, dass es ihm nicht darum ging am nächsten und an allen darauf folgenden Morgenden neben ihr aufzuwachen, als sie ihn am Abend zuvor in der Kantine angesprochen hatte.

„Poe?“ Sein Name von ihren Lippen war ihm ein paar Stunden zuvor nicht unangenehm gewesen, alles andere als das. Jetzt ließ der einsilbige Laut seine Nackenhaare aufstehen. Trotz allem wollte er nicht unhöflich sein. Es war ja nicht ihre Schuld, dass er ihrer Nähe überdrüssig war. Mehr hätte er ihr auch niemals geben können. Der Krieg mit der Ersten Ordnung erlaubte es einfach nicht.

Er räusperte sich und sah sie an mit einem Blick, der so entschuldigend war, wie er ihn nur zustande bringen konnte. Ihre dunklen Augen weiteten für einen Moment. Sie verstand. Sie biss sich auf die Unterlippe und richtete sich dann auf, offensichtlich mit einem Mal beschämt. Der Kloß, den er plötzlich in seiner Kehle spürte, drohte ihm die Luft abzuschnüren. Er hasste das. Hasste es, wenn jemand mehr von ihm erwartete, als er geben konnte. Vielleicht genau deswegen, weil er so selten etwas verweigerte. Aber das, was sie offensichtlich suchte, eine Beziehung nach dem, was sie in der letzten Nacht geteilt hatten... das stand einfach außer Frage. Und es brachte auch nichts ihr zu sagen, dass es ihm leid tat. Dass er nicht konnte, weil er sich darauf nicht konzentrieren konnte... die musste es doch auch selbst wissen. Er fuhr sich mit der freien Hand über’s Gesicht, während sie das Laken versuchte um sich zu ziehen. Immerhin war sie ein Stück von ihm weg gerutscht. Polly hatte den Kopf auf Poes Brust gebettet und betrachtete die Frau, die ihre Anwesenheit in der kleinen Kabine so offen infrage gestellt hatte.

Mit einem Seufzen warf Poe die Beine aus dem Bett um der jungen Frau Platz zu machen. Er genierte sich nicht vor ihr aufzustehen und in mit Polly auf dem Arm in Richtung des winzigen Bades zu gehen. Einer der wenigen Vorteile, die er gegenüber anderen Piloten hatte, weil er eben Commandeur der kleinen Flotte war, war eine etwas größere Kabine auf dem Frachter. „Ich lasse dir mal den Platz...“, sagte er über die Schulter in einem Tonfall, der so freundlich klingen sollte wie nur möglich, dann ließ er die Tür hinter sich zu gleiten. Polly stellt er auf dem strahlend weißen Boden ab, damit sie an ihren kleinen Wassernapf und an ihre flache Box mit Sand darin kam, in der sie sofort ihr Geschäft erledigte. Poe setzte sich auf dem Schneidersitz auf den Boden und fuhr dem Tier über’s weiche Fell, traute sich wenigstens für den Moment nicht selbst seine Notdurft zu verrichten, bis die Frau nicht aus der Kabine verschwunden war. Polly schmiegte sich vertrauensvoll an seine große Hand und Poe wurde schmerzlich bewusst, dass er dieses Haustier tatsächlich nicht für immer behalten konnte. Bei dem Gedanken daran zog sich etwas in seiner Brust schmerzhaft zusammen und ihm blieb beinahe die Luft weg.

Endlich hörte er die Schritte in der Kabine, hörte wie die Tür zum Flur geöffnet wurde und sich dann wider schloss. Erleichtert atmete Poe aus, lehnte sich mit dem Rücken gegen die einfache Wand aus Kunststoff und sah auf Polly hinab. Sie richtete sich auf, sodass sie wieder auf zwei Beinen vor ihm stand und legte den Kopf schief, so als wolle sie erfragen, was er jetzt als nächstes vorhatte. „Wenn ich wüsste, wie spät es ist...“, murmelte er und kam auf die Füße. Er betätigte den Knopf neben dem Spiegel und bemühte sich, sich nicht direkt in die Augen zu schauen, ehe der Statusreport des Schiffes sein Spiegelbild überdeckte. Das Schiff würde den Hyperraum in einer guten halben Stunde verlassen. Sie waren also so gut wie angekommen auf der neuen Basis.

„Dann kannst du auch wieder raus“, er sah auf Polly hinab, die sich auf den Boden der Sanidusche gelegt hatte. Poe lachte, ließ den Statusreport vom Spiegel verschwinden und folgte deinem Haustier unter die Dusche. Von Anfang an war klar gewesen, dass Polly das warme Wasser, dass von oben herunter kam liebte und Poe hatte es ihr auch nicht absprechen wollen ihn zu begleiten. Erleichtert darüber, dass er Polly nicht noch weiter auf einem Schiff einsperren musste, schaltete er das Wasser ein. „Ich denke...“, murmelte er und sah zu Polly hinab, die die Vorderpfoten ausstreckte und sich damit durch das spitze Gesichtchen fuhr, „dass ich dich bei meinem Vater abliefern sollte.“ Poe griff nach der Seife. Es tat ihm leid um Polly, aber das hier... das war kein Leben für ein Tier, war es doch schon schwer genug für die Kämpfer des Widerstands. Und ein Haustier... so gern er Polly auch hatte: er durfte nicht selbstsüchtig sein. „Ich muss ihn sowieso bei Gelegenheit besuchen.“ Er nahm es sich so oft vor. So unendlich oft und tat es dann doch so gut wie nie.



Als das Schiff den Hyperraum verlassen hatte, hatte Poe sich auf den Weg zum Hangar gemacht. Polly folgte ihm dicht auf den Fersen. Zwar hatte er General Organa versprochen, dass das Tier nicht frei herumlaufen würde, sie jedoch in eine Transportbox zu stecken um sie auf die Planetenoberfläche zu befördern. Natürlich stand sie vor dem Transport, den auch er betreten wollte. Sie schien tief in ein Gespräch mit einem Techniker vertieft. Immerhin das. Poe schluckte schwer und wünschte sich sehnlichst im Boden verschwinden zu können. Sie hatte ihn allerdings schon gesehen, zog spöttisch eine Braue in die Höhe, als sie Polly sah, dann wandte sie sich ab und verschwand im Inneren des Schiffs.

Schnauben stemmte Poe die Hände in die Seiten, während der Techniker noch einmal um das Shuttle herum ging, wie um sicherzustellen, dass alles abflugbereit war. „Als wär das alles meine Schuld...“, zischte Poe, mit einem Mal wirklich ungehalten um das Verhalten der jungen Frau. Warum gab es hier immer noch Personen, die der Ansicht waren diesen Krieg noch weiter verkomplizieren zu müssen?

„Was ist deine Schuld?“

Poes Kopf fuhr so plötzlich herum, dass er ein Knacken im Nacken spürte. Finn. Der junge Mann stand mit einem Mal neben ihm, die neue Kleidung etwas in Unordnung, aber ansonsten schien er munter zu sein. Poe hatte ihn am Abend zuvor mit einigen Piloten reden sehen, kurz bevor er selbst mit der Frau verschwunden war. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, als er merkte, dass die junge Frau dem Aussehen nach Finns Schwester hätte sein können. Du machst auch alles falsch, Dameron..., dachte er ärgerlich. „Gut geschlafen?“, fragte er, ohne auf Finns Nachfrage einzugehen.

Finn lachte verhalten und kratzte sich am Hinterkopf. „Hmm... ein bisschen ungewohnt einen Raum für mich zu haben“, erklärte er.

„Kann ich mir vorstellen“, sagte Poe mit einem Nicken. „Wie geht’s deinem Rücken?“

Finn hob die Schultern. „Geht schon.“ Offensichtlich wollte er nicht darüber reden und Poe war erleichtert.

Polly zu seinen Füßen gähnte herzhaft und stellte sich auf Poes Schuhe, wie sie es schon so oft getan hatte und umklammerte sein Bein mit ihren Vorderpfoten. Finns Blick glitt sofort hinab und er hob überrascht die Brauen. „Beebee-Ate hat sich aber verändert.“

„Finn, das ist Polly. Polly... Finn.“ Erleichtert über den Themenwechsel hob Poe sein Bein an, wie um Polly Finn auch physisch näher zu bringen. „Ich habe sie vor einiger Zeit aufgelesen und bin sie nicht mehr losgeworden.“ Er lachte, dabei war ihm gar nicht danach zumute. Nicht nach dem, was er vor einer guten halben Stunde beschlossen hatte.

„Und das geht? Ich meine... sie ist doch ein wildes Tier oder?“ Es war im Grunde dieselbe Frage, die die Frau ihm gestellt hatte doch jetzt, wo es Finn war, schien es Poe nicht so viel auszumachen. Finn, rief er sich ins Gedächtnis, war mit dem Konzept von Haustieren überhaupt nicht vertraut. Nicht als Sturmtruppler. Nicht bei der Ersten Ordnung.

„Es geht schon“, antwortete Poe. „Wenigstens bis ich eine bessere Lösung gefunden hab.“ Er sah auf und Finn ins Gesicht, das von einem schiefen Grinsen gezeichnet war. Ein Grinsen, das Poe mehr als nur verunsicherte. „Was?“

„Du hast ein Talent davor Lebensformen aufzusammeln, hm?“ Finn hob wieder die Schultern. Die Bewegung schien ihm nicht sonderlich schwer zu fallen. Bevor sie am Abend zuvor auf das Schiff zurückgekehrt waren, hatte man ihm angewiesen vor dem Zubettgehen noch einmal in der Krankenstation vorbei zu schauen und es schien tatsächlich alles gut verheilt zu sein. Poe hatte sichergehen wollen, dass es auch wirklich so war, hatte Finn begleiten wollen... doch Finn schien sich mit den Piloten gut genug zu verstehen, insbesondere Jess hatte es ihm nicht schwer gemacht und dann war da die Frau gewesen.

Das schmale Lächeln erwidernd betrachtete Poe sein Gegenüber. „Kann sein... die Lebensformen werde ich auch nicht so schnell los, scheint mir. Wollen wir?“ Pollys Gewicht auf seinem Fuß war ihm ein wenig unangenehm, doch er schüttelte das Tier nicht ab. Vielmehr war er froh, dass sie nah bei ihm blieb, damit sich niemand beschweren konnte. Mit einigen, langgezogenen Pieplauten schoss Beebee-Ate aus einer Ecke des breiten Hangars auf Poe und Finn zu, wo der Astromech in einer Ladebuchse gesteckt hatte. „Na, Kumpel, bist du so weit?“ Poe lachte und war froh um Finns Gesellschaft als er das Shuttle betraf und sein Blick sofort auf die Frau fiel.

Finn hob die Hand zum Gruß, schien sich offensichtlich an sie zu erinnern, dann warf er Poe einen Blick zu, als sie sich zu einer der letzten Sitzreihen begaben. „Warum sieht sie so aus, als würde sie dich am liebsten erdolchen? Was hast du gemacht?“

Poe schnaubte, war aber froh um das Halbdunkel, das sie jetzt umgab. Er nickte ein paar vertrauten Gesichtern zu, dann setzte er sich hin und schnallte sich an. Finn neben ihm tat das gleiche. Sofort kletterte Polly an Poes Bein herauf und nahm auf seinem Schoß Platz, während Beebee-Ate zu einem besonders für Droiden ausgezeichneten Bereich rollte, von wo er nicht verrutschen konnte, sollte es Turbulenzen geben. Poe spürte Finns Blick auf sich und war froh, dass zwischen ihnen und dem nächsten Passagier ein paar Plätze frei waren. „Ich habe gar nichts gemacht“, gab er flüsternd zurück und hielt Polly fest. Die Rampe des Transports wurde eingefahren und er spürte, wie die Maschine unter ihm zum Leben erweckt wurde. „Sie...“ Er winkte ab, mit einem Mal verlegen. Finn hiervon zu erzählen war seltsam und es wirkte auch nicht richtig. Was zwischen ihm und der Frau geschehen war, ging Finn nichts an, sagte er sich. Er räusperte sich wieder und sah nach vorn, Finns Blick weitgehend ignorierend und ein Gefühl, das nur Scham sein konnte, kroch seinen Rücken hinauf. Unangenehm berührt rührte er sich und als das Shuttle abhob und den Hangar verließ seufzte er wieder vernehmlich.

Mit kraus gezogener Stirn lehnte Finn sich zurück. „In der Ersten Ordnung gibt es auch so etwas wie Stressabbau...“, sagte er so leise, dass Poe sich für einen Moment fragte, er habe sich verhört.

„Bitte, was?“, fragte er ungläubig, während Polly sich auf seinem Kopf eindrehte und anfing an seinem Zeigefinger zu saugen. Das Gefühl lenkte ihn ein wenig ab, doch den Blick von Finn nehmen konnte er trotzdem nicht. Meinte Finn, was Poe dachte, das er meinte. Offensichtlich denn Finn zuckte mit den Schultern.

„Wenigstens ab einem gewissen Rang. Also... hab ich gehört?“

„He...“, machte Poe und sah wieder nach vorn. Stressabbau... Seine Kehle war wieder wie ausgedörrt. Was Finn ihm da gerade eröffnete, so als sei es die normalste Sache der Welt, war eine Spur beunruhigend, musste er zugeben... Stressabbau... hatte er das getan? Mit der jungen Frau und mit so vielen anderen auch? Wie die Erste Ordnung es einigen Offizieren gestattete? Er presste die Lippen aufeinander und atmete tief durch. Diese Eröffnung machte den angebrochenen Vormittag nicht besser. Bei weitem nicht.
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1414 ValMercer
Do 28. Jan 2016, 21:01

Kapitel 3



„Black One, eine meiner Laserkanonen ist blockiert.“ Die leicht verzerrte Stimme des anderen Piloten drang durch den Helm an Poes Ohr.

Poe warf einen schnellen Seitenblick zu Jess‘ X-Flügler. „Dreh ab“, ordnete er sie an. „Sieh zu, ob dein Astromech etwas tun kann, sonst kehr zurück zur Basis.“

Jess drehte tatsächlich ab und sofort nahm ein X-Flügler eines der jüngeren Piloten ihren Platz ein. So weit so gut. Sie hielten die Formation ein, achteten darauf, dass seine Seite geschützt blieb.

„Red Two, ich gebe dir Deckung.“ Eine andere Stimme. Poe atmete erleichtert aus. Auch das hatten sie also verstanden. Keiner wurde schutzlos gelassen. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Sie hatten schnell gelernt.

Unter ihnen spritzte das Wasser des Ozeans auf und Poe ahnte, dass die Techniker mit dem Salzwasser auf der Hülle nicht einverstanden sein würden, aber die Nähe zu diesem Hindernis mussten die neuen Piloten auch kennenlernen. Die Seitenscheiben seines Cockpits waren mit dicken Tropfen besprengt, fingen an seine Sicht zu behindern und er hörte Beebee-Ates empörtes Geräusch, das beinahe einem Schrei glich, als er absichtlich den rechten unteren Flügel durch das Wasser gleiten ließ. Bei dieser Geschwindigkeit ein riskantes Manöver. Sein Herz tat einen Satz, als sein Sternenjäger drohte hier und jetzt ins Trudeln zu geraten und in den Untiefen des Meeres zu versinken.

„Black One, alles in Ordnung?“ Wieder einer der Neuen. Gut. Er hatte die Wasserspritzer vor sich aufkommen sehen und reagierte entsprechend.

„Technisches Problem. Ich bin raus.“

Eine Sekunde herrschte Funkstille, während die drei X-Flügler weiter auf ihr Ziel zuschossen. Eine Sekunde, in der Poe doch zweifelte, ob sie das richtige Protokoll bereits verinnerlicht hatten, doch dann meldete sich Red Four. „Ich übernehme.“

Poe nickte, dann zog er seinen Flieger nach oben und überflog Beebees Beschimpfungen auf dem Bildschirm vor sich nur. Poe drehte seinen Jäger um die eigene Achse, dann um hundertachtzig Grad. Neben sich sah er Jess‘ Jäger. Sie flog über den drei jungen Piloten, ebenso wie er um deren Fortschritt zu begutachten. Die Formation war nicht perfekt, aber das würde sich mit der Zeit noch geben, da war er sich sicher. Die drei schossen auf die Felsspalte zu und alle drei eröffneten sie gleichzeitig das Feuer. Der Jäger, der die Formation anführte wurde nicht von den beiden, zu nahe aufholenden Jägern gestreift. Poe hielt die Luft an, bis die drei Jäger den Eingang verbreitert hatten, unter dem Vorsprung hindurch schossen und dann ebenfalls nach oben zogen. Erleichtert atmete er aus. „Okay, gut gemacht. Der Testflug ist beendet. Lasst uns nach Hause fliegen.“ Das Komm rauschte und er hörte die Bestätigungen der anderen Piloten, als sie die Koordinaten der Basis ansteuerten.

„Trainingsflug Sieben Sieben Drei erfolgreich abgeschlossen“, sendete Poe den Statusbericht an die Zentrale, die den Flug via Satellit überwacht und später auswerten würde, damit sie den neuen Piloten das entsprechende Feedback geben konnten.

Der Widerstand hatte mit Zerstörung des Hosnian Systems durch die Erste Ordnung starken Zulauf bekommen. Poe verstand nur zu genau warum. Die Neue Republik war mit einem Schlag ausgelöscht worden, oder wenigstens der Senat und damit die Führung des politischen Systems, das über Jahre hinweg hatte aufgebaut werden müssen, nachdem das Imperium von der Rebellenallianz zurückgeschlagen worden war. Binnen weniger Augenblicke war es aus der Galaxis verschwunden, wie eine Rauchwolke, die ein einziger Windhauch zerstreuen konnte. Viele Bürger der Republik waren mit einem Mal von Schrecken erfüllt. Vor der Ersten Ordnung, die sie bisher nur am Rande wahrgenommen hatten, weil auch der Senat und die Medien sie ignorierten. Poe hatte, als er noch Commander der Republik war, erster Hand erlebt, wie gefährlich diese Ignoranz werden konnte, hatte gesehen wie die Erste Ordnung immer weiter die Hand nach den Gebieten der Republik ausstreckte und hatte die Passivität seiner Vorgesetzten nicht mehr länger aushalten können. General Organa, die Frau von der seine Mutter mit so viel Bewunderung aus ihrer Zeit bei der Rebellenallianz gesprochen hatte, hatte ihn für den Widerstand rekrutiert. Poe hatte nicht lange überlegen müssen. Was der Widerstand tat, war gut und richtig. Insbesondere, weil die Führung der Republik zu sehr auf sich selbst fixiert gewesen war um zu handeln. Das daraus resultierende Stillsitzen hatte Poe nicht mehr länger ausgehalten. Erst hatte die Erste Ordnung ihm Morap genommen, dann, ein paar Wochen später, ein weiteres Mitglied seines Schwadrons...

Morap... Poe musste sich nicht einmal selbst etwas vormachen... Morap war der ausschlaggebende Grund dafür gewesen, dass er nicht nur die sich immer weiter ausbreitende Erste Ordnung wirklich als Gefahr wahrgenommen hatte, sondern auch der, dafür, dass er jetzt niemandem wirklich nah sein wollte. Dieses Risiko derart schwach und angreifbar zu sein, durfte er nicht wieder eingehen. Jedenfalls nicht, bis die Erste Ordnung nicht besiegt war.

Er sah die langgezogene Halbinsel auf der sich die provisorische Basis des Widerstands samt Rekrutencamp befand am Horizont auftauchen und setzte zum Sinkflug an. Die Kommandozentrale übermittelte ihm die Landekoordinaten, die er anzusteuern hatte und keine zehn Minuten später, stieg er aus dem Cockpit. Beebee-Ate hatte sich schon ausgeklinkt, nachdem der Droid die Übertragung der Flugdaten an den Jäger in Sekundenschnelle abgeschlossen hatte. Für die nächste Evaluation würde das Team die Daten auswerten.

Poe sah Gherth entgegen, der zur Abwechslung einmal nicht angesäuert dreinblickte. „Alles gut gelaufen, hm?“ Poe nickte. „Die Neuen machen sich gut. Haben gut auf die Simulation reagiert.“ Er hob eine Hand zum Gruß, als Jess einen Landeplatz neben ihm ebenfalls aus ihrem Kampfflieger stieg, ihren Techniker begrüßte und dann ihren Astromech zur Ladestation schickte. Im Gegensatz zu Beebee-Ate war die Arfour-Einheit geradezu steinalt, aber der Widerstand stellte keine allzu hohen Ansprüche an die Technik, die ihm zur Verfügung gestellt waren. Immerhin die T-70 X-Flügler waren auf keinem allzu alten Stand der Technik.

Gherth nickte. „Sah auch nicht so aus, als hätte einer von ihnen einen Kratzer abbekommen.“

Mit einem kleinen Lächeln streifte Poe die Handschuhe ab und fuhr sich dann mit der freien Hand über die verschwitzte Stirn. „Gibt es hier was Neues?“, fragte er nach und zur Antwort schüttelte Gherth nur den Kopf.

„Alles ruhig. Mach Feierabend, die Evaluation und Teambesprechungen finden morgen statt.“

„Okay.“ Poes Blick glitt zum Horizont. Das Rauschen der Wellen gegen die hohen Klippen drang erst jetzt an seine Ohren. Er brauchte immer einen Moment, bis er wirklich vollkommen am Boden angekommen war. Er atmete tief durch und winkte den Piloten, die jetzt auf ihn zusteuerten zu. „Geht euch umziehen“, rief er ihnen zu. „Für heute ist Schluss. Morgen früh zur Teambesprechung.“

Die jungen Rekruten, keiner von ihnen ein Mensch, nickten und wandten sich ab. Poe sah ihnen hinterher. Das war wohl auch einer der Vorteile des Widerstands. Ein Vorteil, den die Erste Ordnung wohl niemals sehen würde, die sich ganz nach dem Ideal des Imperators allein auf eine Spezies beschränkte: die des Imperators. Dadurch, dass die Erste Ordnung und das Imperium vor ihr es jeder anderen Spezies, die unter ihre Kontrolle fiel, unmöglich machte jemals den Rang eines Hörigen zu überschreiten, säten sie Missgunst und Neid. Die Stärke der Republik und der darin verankerten Demokratie lag in der Vielfalt. In der Möglichkeit jedes Einzelnen seine Stimme zu erheben. Auch wenn das in den letzten dreißig Jahren seit dem Tod des Imperators noch immer nicht alle begriffen hatten. Durch die Zeit der imperialen Herrschaft war es einfacher für viele gewesen, denn sie hatten nur gehorchen müssen. Die plötzliche Freiheit hatte Viele sicherlich überfordert und das hatte den Senat überhaupt erst träge gemacht.

Poe drehte den X-Flüglern den Rücken zu und trat näher an die Klippe heran, Beebee-Ate dicht auf seinen Fersen. Er seufzte tief und wünschte sich Polly erwarte ihn in seine Quartier, oder sonst irgendwo auf der Basis. Vor gut einem Monat waren sie hierher nach Ondjif gekommen um hier ihre Zelte vorläufig aufzuschlagen, während der Widerstand sich neu formierte. Im Anschluss an eine Aufklärungsmission um eine neue, geheime Basis zu finden, hatte Poe Polly bei seinem Vater gelassen. Der Besuch war kurz ausgefallen. Viel kürzer, als es Poe behagt hatte, aber die Pflichten, die er hier beim Widerstand versehen musste, warteten auf ihn und es schmerzte ihn noch immer das Haus zu betreten in dem er aufgewachsen war. Nach dem Tod seiner Mutter bei der Geburt seiner kleinen Schwester hatte Poe sich auf Yavin 4 nicht mehr wirklich heimisch gefühlt. Sein Vater hatte alles versucht um ihn bei sich zu halten, doch das Vorbild von Shara Bey hatte Poe in den Dienst der Neuen Republik berufen... und dann hieher... zum Widerstand.

Immerhin würde Polly es gut bei seinem Vater haben. Und auch sein Vater wäre nicht mehr so allein. Mit tiefen Zügen sog er die salzige, nach Tang duftende Luft tief in sich ein und schloss die Augen, sein Gesicht der untergehenden Sonne zugewandt. Sein Magen knurrte laut und Beebee-Ate stieß ihn seitlich an. Es kam einer Aufforderung, einem Befehl gleich. Und er wusste, dass der Droide recht hatte. Er musste dringend etwas essen, sein Magen knurrte schon jetzt, doch wenigstens für den Moment tat es ihm gut diesen Ausblick zu genießen. In ein paar Tagen würde das Hauptquartier des Widerstands auf einem tristen, grauen Planeten sein. Unterirdisch in einer verlassenen imperialen Basis. Es gefiel ihm nicht sonderlich dorthin zu gehen, aber er wusste auch, dass sie dort vor oberflächlichen Scans der Ersten Ordnung geschützt waren und auch, dass das Herzstück der Operation nicht so offen den neuen Rekruten vorgeführt werden durfte. Nicht, wenn die Erste Ordnung mit echtem Ernst anfangen konnte Spione bei ihnen einzuschleusen. Diese durften natürlich nicht sofort zur Hauptstreitmacht… sie mussten ausgesondert werden. Und dazu diente diese Basis, deren Standort zwar schon geheim war, aber dennoch von denen gefunden werden konnte, die wirklich entschlossen waren sich dem Widerstand anzuschließen.

Sein laut knurrender Magen riss ihn aus seinen Überlegungen. Endlich wandte er sich vom Anblick der Wellen ab, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier um sich vor dem Essen wenigstens noch umzuziehen. So verschwitzt wollte er nicht in der Kantine auftauchen.



Mit noch immer feuchtem Haar, in bequemen Hosen und einem einfachen Hemd, Beebee-Ate noch immer auf den Fersen betrat er die Krankenstation, auf der Finn den Sanitärdienst versah, wenn er nicht gerade zu Waffenübungen oder ähnlichem eingeteilt war. Es hatte sich schnell herauskristallisiert, dass der ehemalige Sturmtruppler FN-2187, der jetzt nur noch Finn genannt wurde, ein exzellenter Schütze und Stratege war, der auch im Nahkampf nur selten geschlagen werden konnte. Zwar schien er an diesem Training mit neuen Rekruten des Widerstands keine sonderlich große Freude zu haben, trotzdem war er routiniert und für die Trainingseinheiten eine wahre Bereicherung.

Unterhalb des Türsturzes blieb Poe stehen und ließ den Blick über die Krankenstation schweifen um nach Finn Ausschau zu halten, während Beebee-Ate an ihm vorbei rollte und auf eigene Faust suchte. Poe sah dem Droiden einen Moment nach, dann wandte er den Kopf nach rechts, wo noch ein paar weitere Pritschen standen und dort entdeckte er Finn, der sich dem Anschein nach über den Fuß einer schmalen, dunklen Frau beugte. Darauf bedacht seinen Freund nicht zu stören betrat Poe die Station und ließ sich auf einem der freien Betten nieder, den Blick unauffällig auf andere hier arbeitende Heiler und ihre Droiden gerichtet. Hier war nicht viel Betrieb und darüber war nicht nur Poe über die Maßen froh. Lediglich ein paar der neuen und älteren Rekruten, die sich beim Training verletzt hatten, konnte er sehen. Die drei Medics außer Finn auch hier arbeiteten saßen in einer Ecke, zwei von ihnen bei einem hitzigen Spiel Sabacc, während der dritte mit verschränkten Armen das Spiel verfolgte. Hatten sie Finn das Spiel schon beigebracht? Poe konnte sich nicht vorstellen, dass die Erste Ordnung sonderlich darauf erpicht war ihren Sturmtruppen das Glücksspiel zu erlauben.

Ein fröhliches Frauenlachen ließ ihn herumfahren und als er sah, wer die Frau war, deren Fuß gerade von Finn versorgt wurde, fuhr ihm ein eisiger Schauer über den Rücken. Bisher war es ihm nie unangenehm gewesen Personen zu treffen mit denen er einmalig das Bett geteilt hatte, doch diese Frau die auf dem Frachter neben ihm aufgewacht war, ließ die Schamesröte in sein Gesicht schießen. Er kannte ja nicht einmal mehr ihren Namen und auch das war Poe mehr als unangenehm. Es war so untypisch für ihn sich für eine Nacht schuldig zu fühlen, doch er schämte sich für sein Verhalten, wenn er nur an sie dachte... und jetzt saß sie auf einer Liege vor Finn, der ihr Fußgelenk umschlossen hielt und lächelnd zu ihr aufsah. Eine plötzliche Welle der Übelkeit schien ihn überrollen zu wollen und er musste an sich halten um nicht aufzustehen um die Krankenstation so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Spätestens dann wäre er doch erst recht aufgefallen. Finns Blick traf seinen und Poe zwang sich zu einem Lächeln. Auch Beebee-Ate schien Finn entdeckt zu haben und unter lautstarkem Piepen in Binärsprache, schoss er auf den anderen Mann zu, vollkommen ungestört von der Tatsache, dass Finn ihn nicht verstehen konnte.

„Hey, Poe!“, grüßte Finn. „Ich bin gleich so weit.“

Poe nickte und sein Mund war staubtrocken, als die Frau ebenfalls den Kopf wandte und Poe mit ihren dunklen Augen fixierte. Er brachte ein halbes Lächeln zustande und wäre am liebsten in Grund und Boden versunken.

„Sind wir hier fertig?“, fragte sie und Finn nickte, bevor er zurück trat. Die Bandage um ihr Fußgelenk sah perfekt aus, fand Poe, auch wenn er natürlich nur wenig Erfahrung in diesen Dingen vorzuweisen hatte. „Gut.“ Sie griff nach dem Socken, der wohl neben ihr gelegt hatte und zog ihn über. Finn trat einen Schritt zurück und gab ihr den Raum, den sie brauchte um auch den Stiefel überzustreifen. Poes Blick war auf das von ihr unbenutzte Kopfkissen gerichtet und es schien ihm als brauche sie Ewigkeiten bis sie endlich fertig war und sich von Finn vom Bett helfen ließ. Sie sah Poe nicht mehr an und als sie endlich die Krankenstation verlassen hatte, konnte Poe wieder ungehindert weiteratmen.

Mit einem geradezu schelmischen Ausdruck auf dem Gesicht trat Finn auf ihn zu und für einen Herzschlag fürchtete Poe beinahe Finn würde ihn in die Arme schließen. Was genau ihn daran erschreckte konnte und wollte er gar nicht benennen. Davor musste er sich hüten. Das war alles, was er sich selbst eingestand. „Verstauchter Knöchel?“, fragte Poe und Finn lachte, bevor er einen Finger auf die Lippen legte.

„Darf ich doch nicht sagen.“

Leicht grinsend kam Poe auf die Füße. Beebee-Ate war Finn gefolgt und begann wieder mit einer Salve aus Pieplauten. „Er will dir unbedingt erzählen, wie der Trainingsflug war, und dass er fast sicher war, dass ich uns versenken würde. Wirklich. Sehr vertrauensvoll, Beebee. Du lässt mich dastehen wie den letzten Idioten.“ Schnaubend tippte er dem Droiden auf den halbrunden Kopf und mit einem langgezogenen Laut umrundete der Finn.

„Sie ist wirklich sauer“, erklärte Finn, als der sich mit einem kurzen Gruß an die sabaccspielenden Medics verabschiedet und mit Poe auf den Weg in Richtung der Kantine gemacht hatte.

Poe seufzte. Er hatte bisher einer Vertiefung des Themas ausweichen können und Finn, der offensichtlich gespürt hatte, dass er mit seiner Frage ein sensibles Thema angeschnitten hatte, fragte nicht weiter nach. Bis jetzt. „Du scheinst dich ja gut mit ihr zu verstehen“, gab Poe eine Spur bissig zurück. Beebee-Ate hatte sich zwischen sie beide geschoben und rollte nun wie eine Barriere zwischen ihnen, als wolle er verhindern, dass sie sich zu nahe kamen. Vermutlich keine dumme Idee, dachte Poe.

Begütigend hob Finn die Hände. „Ich sag ja nur... es kommt mir so komisch vor. Irgendwie ist sie die einzige hier auf der Basis, die dich nicht leiden kann.“

Schnaubend stieß Poe seinem Freund mit der Faust gegen die Schulter. „Vielleicht ist sie die einzige, die wirklich wütend auf mich ist, aber sie ist bestimmt nicht die einzige, die mich nicht leiden kann“, sagte er einschränkend, während Finn sich die Schulter rieb und Beebee-Ate einen Laut ausstieß, der einem menschlichen Zischen wohl am nächsten kam. Er hob die Schultern im Grunde war ihm gleich, wer ihn leiden konnte und wer nicht. Was ihm zusetzte war, wenn jemand ihn diesen Antipathie spüren ließ. „Wie heißt sie überhaupt?“, fragte er leise nach und Finn lachte.

„Thesh“, grinste er und Poe schärfte sich diesen Namen ein, damit er wenigstens versuchen konnte ihr bei der nächsten Begegnung in die Augen zu sehen.

„Vermutlich nimmt sie es dir auch noch übel, wenn du jetzt mit mir rumhängst oder?“

„Und wenn. Ihr Problem oder?“

Poe wandte den Kopf, sah den Mann an, der neben ihm ging und ein Gefühl der Erleichterung beschlich ihn, das ihm ebenso viel Angst mache, wie seine Befürchtung Finn könne ihn umarmen vor ein paar Minuten. „He...“, machte er, unfähig etwas anderes zu sagen. „Okay...“

Sie waren vor der Kantine angekommen. Beebee-Ate surrte zwischen ihnen hervor und steuerte auf einen abgelegenen Tisch zu, an dem Poe und Finn schon des öfteren gesessen hatten, weil Finn sich in Gegenwart von zu vielen unterschiedlichen Personen noch immer ein wenig unwohl zu fühlen schien. Wenigstens auf Dauer.

Während Beebee-Ate ihnen also den Platz frei hielt, machten Poe und Finn sich auf den Weg zur Essensausgabe. In einer Ecke sah er die drei neuen Piloten mit bereits leeren Tabletts sitzen, sah wie einer wild gestikulierend ein Flugmanöver andeutete und ein anderer die Hand rechts unten anstieß und der imaginäre Sternenjäger in die Höhe schoss. Sie gingen also die Trainingseinheit noch einmal durch. Lachend. Das war gut. Ein paar Tische weiter saßen Ackbar und ein paar andere höhere Offiziere, sonst kannte Poe fast keinen der hier Anwesenden. Sie waren spät dran für’s Abenendessen.

„Rey wird bald wiederkommen, habe ich heute gehört“, erklärte Finn mit einem Lächeln das Poe beinahe unangenehm war.

„Mit Skywalker?“ Das wäre immerhin ein Schritt nach vorne. Luke Skywalker beim Widerstand zu haben, würde ihrem Bestreben sicherlich weiterhelfen, da war Poe sich todsicher.

„Ich weiß nicht“, räumte Finn ein. „Ich denke schon, dass-“

„FN-2187!“

Finn fuhr herum, als die scharrende Stimme zu ihnen vordrang und Poe brauchte einen Moment, ehe er verstand, was gerade geschehen war. In Finns Augen stand erst eine neutrale Reaktion, dann Resignation, gefolgt von einem Zorn, der Poes Herz einen Schlag aussetzen ließ. Die Kennung, die die Erste Ordnung dem Mann verpasst hatte, der sich jetzt Finn nannte war für Finn noch immer ein Name.

Poe schluckte schwer und folgte Finns Blick zu dem bläulich schimmernden Twi’Lek, der, soweit Poe wusste, zu Finns Trainingseinheit gehörte und erst vor einigen Wochen hier angekommen war.

„Was?!“ Finns Stimme klang nur eine Spur unsicher und darum war Poe froh, auch wenn er im Gesicht des Anderen sah, dass er sich darüber ärgerte überhaupt reagiert zu haben.

„Mir wurde gerade gesagt, dass du von der Ersten Ordnung desertiert bist. Reagierst ja doch noch drauf, he? Vielleicht bist du doch mehr Sturmtruppler, als-“

„Hey!“ Poe wurde selten laut, doch das konnte er sich nicht anhören. Die Tonfall des Twi’Lek war herausfordernd und Poe wusste genau, worauf der Mann vor ihm hinaus wollte. Er hob die Hand und trat vor. „Was fällt dir eigentlich ein? Hast du eine Ahnung-“

„Poe, lass...“ Finns halb beherrschte Stimme hinter ihm, ließ ihn herum fahren. Finn hatte den Twi’Lek nicht aus den Augen gelassen und seine Lippen waren fest aufeinander gepresst. „Es stimmt doch. Das war mein Name und zwar lange und ich kann das nicht einfach ausradieren.“

Poe ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. Für einen Moment tat Finn ihm leid, doch nur für einen Moment, bis er erkannte, dass Finn kein Interesse hatte sich vor seiner Vergangenheit zu drücken, oder sich dafür auch nur ansatzweise zu entschuldigen. Und das war gut so, fand Poe.

„Der Name jetzt ist Finn und das solltest du dir aber merken!“ Finns Stimme war fest und tönte über die Köpfe der Versammelten hinweg, die mit einem Mal verstummt waren. Mit erhobenem Zeigefinger trat Finn auf den Twi’Lek zu und ließ ihn nicht aus den Augen. Poe trat einen Schritt zurück um Finn Platz zu machen und stolperte dabei fast über Beebee-Ate, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. „Ich“, begann Finn, „bin jetzt hier und das aus gutem Grund. Ich habe aber keine Lust mich hier vor dir zu rechtfertigen! Wenn es General Organa reicht, dann sollte es dir wohl auch genügen!“

Der Twi’Lek starrte Finn mit halb geöffnetem Mund an, antwortete aber nicht, rief Finn auch nichts hinterher als der auf dem Absatz kehrt machte und in Richtung der Essensausgabe weiter ging.

„Huh...“, machte Poe und fuhr sich mit einer Hand über den Nacken. Seine Haut war heiß unter seinen Fingerspitzen... kein gutes Zeichen. Ebenso wenig wie sein rasanter Herzschlag.
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Killing Muggles, torturing Order members... the family business! (J. Prince)

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Re: Der Pilot

Beitrag: #1425 ValMercer
Mo 1. Feb 2016, 17:15

Kapitel 4

Poe konnte nur allzu deutlich sehen, dass Finn mehr als nur angespannt war, als er mit seinem Tablett hinter dem anderen Mann her ging und sich mit ihm an den Platz setzte zu dem Beebee-Ate bereits zurückgekehrt war. Die Sensoren des sphärischen Kopfes waren auf die Raummitte gerichtet. In die Richtung in die der Twi'Lek verschwunden war. Das Tablett auf dem Tisch abstellend, ließ Poe sich auf einem der schmalen Stühle nieder und sah zu Finn, der es ihm gleich tat. Die Augen hatte er auf das weich gekochte Obst gerichtet und schien nicht gerade angetan von dem hellen, gekochten Getreide das vor ihm stand.

„Was ist das?", fragte er im selben Tonfall, den er auch bei dem Twi'Lek an den Tag gelegt hatte.

Poe verdrehte die Augen, dann sah er zu dem Humanoiden, der Finn angegriffen hatte, offensichtlich in der Hoffnung sein Gegenüber provozieren zu können. Vor den Augen der anderen Widerstandskämpfer und, was noch viel brisanter war, vor den Augen der Offiziere. Finn hatte sich gut geschlagen, fand Poe, aber die nachhallende Aggresivität in Finns Stimme beunruhigte ihn. „Er ist weg und ich wäre dir dankbar, wenn du es nicht an mir auslässt."

Schnaubend ließ Finn die Hände auf die Tischplatte sinken, wich Poes Blick aber weiterhin aus. Seine Schultern schienen mit einem Mal jede Spannung verloren zu haben und Poe spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals zu bilden begann. Er hatte seit der Begegnung vor einigen Minuten Finn nicht aus den Augen gelassen, war ihm mit mehr als gemischten Gefühlen gefolgt und wusste jetzt noch immer nicht, was er von sich selbst halten sollte. „Ich weiß...", sagte Finn leise. „Tut mir leid."

Mit einem Kopfschütteln nahm Poe seinen Löffel auf und nahm einen Schluck von dem Wasser, das in einem hohen Becher ebenfalls auf dem Tablett stand. „Entschuldige dich nicht bei mir... entschuldige dich überhaupt nicht." Er tauchte den Löffel in die helle, heiße Süßspeise ein, die von Früchten durchzogen war und verspürte keinerlei Appetit. Wenn es ihm schon so erging, wie musste sich Finn dann fühlen. Poe ließ den Löffel sinken und stützte den Ellbogen an der Tischkante ab. „Diese Idioten... was haben die hier überhaupt zu suchen, wenn sie niemanden akzeptieren können..." Die Antwort kannte er bereits. Und Finn kannte sie auch. Poe stützte das Kinn auf die Faust und sah zu dem Mann, der ihm gegenüber saß und nicht einmal sein Besteck aufgenommen hatte.

„Sie hassen die Erste Ordnung und das mit Recht. Und ich... ich bin zwar kein Sturmtruppler mehr, aber beim Widerstand bin ich auch nicht... nicht wirklich."

Poe nickte. Es machte keinen Sinn irgendetwas zu beschönigen. Der Ausbruch des Twi'Leks zeigte deutlich, dass Finn noch lange nicht bei allen hier akzeptiert wurde. „Hm...", machte er. „Du kannst lange versuchen dich so lange hinzubiegen, bis dein Gesicht jedem gefällt, aber ich denke nicht, dass du das jemals schaffen wirst." Nach wie vor war er beeindruckt davon, wie Finn sich behauptet hatte, spürte die Nachwirkungen seiner Worte noch immer in dem plötzlichen Verlangen ihn festzuhalten, aber das sagte er nicht. Finn gefiel ihm, aber das hieß nicht, dass Finn jedem hier auf der Basis gefiel. „Hier haben die wenigsten eine ganz lupenreine Weste", ergänzte er. „Und was dieser Twi'Lek in seinem Leben bisher ausgefressen hat, will ich auch gar nicht wissen."

Noch immer gab Finn keine Antwort, auch wenn sein Gesicht den angespannten Ausdruck verloren hatte. Immerhin das. Anstalten seinen Löffel in die Hand zu nehmen machte er allerdings immer noch nicht. „Das habe ich auch nicht gemeint", sagte Finn leise. „Und ich weiß, dass niemand es allen Recht machen kann. Aber das hier ist so verdammt persönlich."

Poe schürzte die Lippen. „Verstehe ich. Keine Sturmtruppleruniform mehr." Ein schwaches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ist ja nicht so, als hätten wir hier keine Einheitskleidung." Ein schwacher Versuch eines Scherzes, das wusste er selbst, aber er musste wenigstens versuchen die Stimmung etwas zu lockern. Es wirkte. Finns Mundwinkel zuckten und impulsiv, ohne Zweifel ausgelöst durch diese winzige Regung auf Finns Gesicht, streckte Poe eine Hand nach Finns Handgelenk aus und hielt es für einen Moment fest. Die warme Haut unter seiner war angenehmer als Poe es sich hätte vorstellen können und augenblicklich schlug sein Herz schneller. Er wusste, er sollte loslassen, doch er konnte nicht. Erst recht nicht, als Finn den Blick endlich hob und Poe in die Augen sah.

Verdammt, schoss es Poe durch den Kopf. Das war nicht vorgesehen gewesen. Nicht das Gefühl wie an Finns Hand festgeklebt zu sein. Nicht die Anspannung, die seinen ganzen Körper gefangen zu nehmen schien. Nicht das plötzliche Bedürfnis aufzustehen und Finn in eine stille Ecke zu ziehen. Verlegen biss Poe sich auf die Unterlippe und riss sich mühevoll von Finns Augen los, ehe er darin ertrinken konnte. „Iss was", sagte er mit einer Stimme der eine Festigkeit innewohnte, die er ihr niemals zugetraut hätte. Nicht in dieser gefährlichen Situation. Ohne weiter zu erläutern, ließ er Finns Handgelenk los, nahm dessen Löffel auf und drückte ihn Finn zwischen die Finger, die er am liebsten wieder gehalten hätte. „Ist süß und wird dir bestimmt schmecken. Kriegen wir hier nicht oft." Bevor er sich zu irgend einer Dummheit hinreißen lassen konnte, zog er seine Hand zurück und nahm seinen eigenen Löffel in die Hand ohne Finn anzusehen. Er musste etwas essen. Dringend. Auch wenn er von der herrlichen Süße nur wenig wirklich schmeckte... ganz im Gegensatz zu Finn, dessen Augen beim ersten Löffel beinahe Handteller groß wurden.

„Oh!", stieß er aus in einem Tonfall, der Poe doch noch zum Lachen brachte. „Was.. ist das?"

„Irgendein eingekochtes Getreide mit besonders süßem Honig...", erklärte Poe. „Eingekochte Früchte dabei..." Er deutete mit dem Löffel auf die violetten Früchte in einer gleichfarbigen Soße, die in dem Getreidebrei schwammen. „Schmeckt?"

Finn nickte, wirkte mit einem Mal wie ein kleines Kind und Poe schloss, dass Finn bei den Sturmtruppen wohl nicht gerade mit Süßkram überhäuft worden war. Wirklich eine Schande. Mit Hingabe widmete Finn sich jetzt seinem Abendessen. Schon vorher hatte Poe bemerkt, dass Finn das Essen beim Widerstand regelrecht verschlang, aber nie darüber redete. Vermutlich war es ihm unangenehm darüber zu reden, oder das Reden über Essen war bei der Ersten Ordnung schlichtweg verpönt gewesen und Finn hatte es nie gelernt. Poe würde ihn danach fragen. Irgendwann, aber nicht heute.

Noch bevor Poe seinen Teller ganz geleert hatte, sah er wie Finn sich suchend umblickte und Poe folgte seinem Blick. Es waren nicht mehr viele Leute in der Kantine, aber ein paar einsame Gestalten standen noch hinter der Ausgabe. Poe konnte förmlich sehen, wie Finn überlegte. „Hol dir noch was?"

„Du auch?"

Grinsend schüttelte Poe den Kopf. „Nein danke, Kumpel. Aber hol dir noch was. Du siehst aus als müsstest du einiges an Zuckerkonsum nachholen."

Finn verzog das Gesicht, stand aber ohne ein weiteres Wort auf und ging mit seinem Tablett in Richtung der Essensausgabe.

Poe war nicht entgangen, dass der Twi'Lek und seine Freunde nicht mehr in der Kantine zu sehen waren.

Finn hatte drei Portionen verschlungen und Poe, der nach einer Portion bereits vollkommen satt war, beobachtete gebannt, wie Finn auch noch die letzten Reste auf seinem Teller zusammen kratzte. Mit welchem Enthusiasmus der junge Mann sich der Süßspeise widmete war beinahe unglaublich und darüber schien er sogar, wenigstens für den Moment, den Konflikt mit dem Twi'Lek vergessen zu haben.

Als sie schließlich aufstanden und ihre Tabletts an der dafür vorgesehenen Station abstellten, war Finns Gesichtsausdruck wieder ernst und Poe tat er leid. Finn hatte alles zurückgelassen was er kannte, weil er nicht für die Erste Ordnung hattet töten wollen. Und das reichte vielen hier beim Widerstand nicht und begegneten ihm mit Misstrauen. Die Ungerechtigkeit schnürte Poe fast den Atem ab. Finn hätte es nicht tun müssen, hätte Poe nicht retten müssen. Er hätte sein Leben weiter führen und dabei so sicher sein können, wie es eben ging. Dass er ein hervorragender Soldat gewesen sein musste, war offensichtlich. Vermutlich hätte Finn es bei der ersten Ordnung sogar weit gebracht. Dass er sich trotzdem dafür entschieden hatte Poe zu retten, rechnete Poe ihm hoch an. Auch wenn Finns Motive sicherlich nicht ganz selbstlos gewesen waren. Poe wäre auf dem Finalizer, dem Schiff auf das Kylo Ren ihn gebracht hatte, gestorben. Niemand wäre gekommen um ihn dort heraus zu holen und dessen war Poe sich bewusst gewesen, seit er sich dem Widerstand angeschlossen wurde. Wenn er gefangen genommen wurde, war er auf sich allein gestellt. Zumindest war es so gewesen, als die Regierung der Republik noch intakt gewesen war. Bevor die Erste Ordnung der Demokratie den Krieg erklärt hatte. Jetzt war so viel so anders. Das änderte allerdings nichts daran, dass Poe sich vermutlich für den Rest seines Lebens Finn gegenüber verantwortlich fühlen würde.

„Poe?"

Finns Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und erst jetzt realisierte er, dass er noch immer vor der Geschirrstation stand, während ein Droide versuchte an ihm vorbei zu kommen um den Servierwagen wegzufahren. Schnell trat er einen Schritt zurück und stieß gegen Beebee-Ate, der sofort einen empörten Laut ausstieß. „Tut mir leid, Kumpel...", murmelte Poe, verärgert darüber sich so in seinen Erinnerungen verloren zu haben. „Musst du nicht deine Daten mal abliefern? Ein bisschen Energie tanken?"

Beebee-Ates Kopf wirbelte einmal im Kreis umher und eine Serie von Binärlauten verkündete Poe, dass Beebee-Ate es als seine Pflicht ansah Finn weiter beizustehen, falls noch jemand auftauchte, der Ärger machen wollte. Poe lachte leise. „Schon okay, ich hab's unter Kontrolle."

Nachdem er Poe einmal von oben bis unten mit seinen Sensoren gemustert hatte, drehte Beebee-Ates Kopf sich um hundertachtzig Grad und nach einem kurzen Piepen, das ein „Bis später" sein konnte, rollte Beebee-Ate davon.

„Bist du für heute fertig?", fragte Poe, als er neben Finn her zum Ausgang ging.

„Ja." Es sah aus als sei die knappe Antwort alles, was Poe von Finn zu hören bekommen würde. Es fühlte sich allerdings auch nicht richtig an den anderen einfach hier stehen zu lassen, damit der sich in seinem Raum verkriechen und seinen Selbstzweifeln überlassen konnte.

„Willst du noch in die Bar?" Starker Alkohol wurde hier auf der Basis zwar nicht ausgeschenkt, aber ein Bier würden sie dort bekommen.

Wortlos schüttelte Finn den Kopf. So konnte das nicht weiter gehen. Und obwohl Poe sich klar war, dass er sich wieder in Gefahr begab, griff er wieder nach Finns Handgelenk und zog ihn hinter sich her ins Freie. Die Sonne war bereits untergegangen, doch die Luft war noch lau warm, ganz anders als Finns Haut unter seinen Fingern. Wieder wurde sein Körper von dieser Anspannung erfasst, die Poe nicht mehr hatte spüren wollen, doch er ließ Finn nicht los, zog ihn stattdessen über den verlassenen Übungsplatz vor der Kantine zum Rollfeld.

„Poe, ich will-"

„Mir egal." Er wollte nicht hören, dass Finn sich am liebsten verkrochen hätte. Wenn Finn sich nicht unter Leute mischen wollte, dann war das seine Entscheidung, aber allein würde Poe ihn sicherlich nicht lassen. Gerade hatten sie den breiten, unbeleuchteten Streifen zwischen Übungsplatz und Rollfeld erreicht, als Finn sich mit einem gewaltigen Ruck von ihm losmachte und Poe zur Seite taumelte.

„Verdammt noch mal, ich habe keine Lust von dir gegängelt zu werden!"

Poe erstarrte bei der Heftigkeit in Finns Stimme und ihm blieb die Luft weg, als Finn einen Schritt von ihm weg machte. „Finn...", murmelte er, noch immer die Wärme unter seinen Fingerspitzen spürend, obwohl er es nicht wollte. Nicht durfte. „Ich will dich nicht gängeln!" Die Wahrheit war: er wollte Finn nichts befehlen. Finns Anschuldigung verstand er. Er verstand, dass Finn nicht desertiert war um hier auf jemanden zu treffen, der ihm wieder Befehle erteilte, wenn er doch seine Freiheit erst einmal selbst begreifen musste.

Von den Lichtern auf dem Rollfeld drang gerade so viel Helligkeit zu ihnen, dass Poe Finns Gesichtszüge erkennen konnte und der Wandel von Wut zu etwas, das Poe nicht deuten konnte, war nur allzu deutlich zu sehen. Schnaubend ließ Finn sich auf das federnde Gras nieder und stützte den Kopf in die Hände. Die Euphorie über das Abendessen war schon vor einer Weile verflogen.

Unsicher, ob Finn seine Gesellschaft überhaupt noch wollte, setzte Poe sich neben ihn. „Tut mir leid...", sagte er leise. „Ich denke nur nicht, dass es eine gute Idee bist, wenn du jetzt alleine vor dich hin grübelst."

Wieder dieses Schnauben. Ein wortloses Schnauben, das Poe rein gar nicht weiter half. „Entschuldige dich nicht bei mir." Finns Stimme war so leise, dass Poe sich einen Moment brauchte bis er verstand was Finn gesagt hatte, dann lachte er leise.

„So...", murmelte Poe. „So einfallsreich bist du, ja?"

„Hm..." Finn fuhr sich mit einer Hand über das noch immer kurz geschorene Haar und Poe erwischte sich bei dem Gedanken wie es sich wohl anfühlen würde. Schnell rief er sich zurück. Es war gefährlich das zu denken. Weil Finn nicht irgendjemand war, sondern ein Freund. Ein Freund, der zum einen nicht dafür da war ihm für eine Nacht Gesellschaft zu leisten. Diese Dinge musste er klar und deutlich auseinander halten. Ganz abgesehen davon, dass Poe nicht davon ausgehen durfte was Finn überhaupt wollte. „Und warum lässt du mich nicht einfach alleine? Ich meine-"

„Finn...", unterbrach Poe ihn. „Das Konzept von Freundschaft ist nicht schwer zu begreifen, oder? Da kommst du nicht mehr raus." Er lächelte matt in die Dunkelheit, dann streckte er sich auf dem Rücken aus. „Du hast mich da raus geholt, seitdem hab ich dich kennen gelernt und jetzt sind wir Freunde geworden. Das war's." Das war's nicht. Das wusste er, aber mehr musste Finn ja nicht wissen.

„Nein. Freunde hatte ich schon, aber das war anders."

Poe sah zu dem Mann auf, der neben ihm saß. Viel dichter, als er es eingeschätzt hätte. Beinahe spürte er die Wärme des anderen Körpers. „Wie war das denn?" Seine Hand nach ihm auszustrecken war ein Impuls, den Poe nur mühevoll unterdrücken konnte. Als Finn sich neben ihm ausstreckte wurde es nur noch schwerer. Zurückweichen konnte Poe allerdings nicht. Nicht, ohne Finn darauf aufmerksam zu machen. Er spürte Finns Hand so nah an seiner. Spürte die Anspannung in seinem Körper und rief sich zur Ordnung. Er sollte gehen... aber das durfte er nicht. Nicht, wenn er sich eben noch als Finns Freund bezeichnet hatte. Er sah zu Finn, dann wandte er den Blick gen Himmel. Irgendwo dort war Finn aufgewachsen. Bei der Ersten Ordnung. Offensichtlich mit Freunden, mit einer Zugehörigkeit...

„Na ja...", murmelte Finn. „Vielleicht eher Kameraden als Freunde."

Poe fuhr innerlich zusammen als Finn nach seiner Hand griff, die Finger mit seinen verschränkte. Sein Blick flog hinab, sodass er die Hände sehen konnte, die Finn in die Höhe hielt. Da war wieder die Wärme, die bis in sein innerstes vorzudringen schien. Sein Herz schlug schneller und Poe wollte die Hand befreien, doch er brachte es nicht fertig.

„Das hier ging auf jeden Fall nicht."

Seine Mundwinkel zuckten und er sah zu Finn, der unter dieser Geste etwas anderes verstehen musste als Poe. Wenigstens in diesem Moment. Finns Blick war ebenfalls auf ihre ineinander verschlungenen Hände gerichtet und als Poe Finns Hand drückte, sah er erst wieder zu Poe, ließ aber nicht los.

„Rey wollte nicht, dass ich ihre Hand halte. Du schon?"

Und wie, dachte Poe und war dankbar für das Halbdunkel, das seine errötenden Wangen verbarg. „Ich denke die Situation in der du Rey getroffen hast war auch eine andere", sagte er mit einem kleinen Lächeln und konnte sich nicht davon abhalten mit dem Daumen über Finns Handrücken zu fahren. Es musste ja nichts heißen. Nicht für Finn auf jeden Fall und offensichtlich tat es das auch gar nicht. Außerdem war da Rey... der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Einen Stich, den er sich zum ersten Mal erlaubte wirklich zu fühlen.

Finns Augen wirkten wieder riesig und Poe biss sich verstohlen auf die Unterlippe, machte Anstalten die Hand aus Finns zu lösen. Das war wirklich gar keine gute Idee. Finn jedoch verstärkte seinen Griff nur. „Mach weiter..."

Mit gerunzelter Stirn erwiderte Poe Finns Blick. „Du gibst mir also Befehle?", fragte er nach einer Weile. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als sein Daumen die Bewegungen wieder aufnahm. Das sollte er nicht tun. Es war so unendlich dumm hier zu bleiben. In dieser Situation... Eine Situation in der er schon einmal gewesen war und wie hatte das geendet?

Als Finn grinste, blitzten seine weißen Zähne kurz auf und Poes Vorsätze wurden geradezu überrollt. Er drehte sich zur Seite, sodass er Finn besser sehen konnte, ließ dabei die Hand des anderen aber nicht los.

„War eher eine Bitte?", schlug Finn vor und Poe lächelte matt.

„Schon besser." Poes Stimme war so leise geworden, dass er sie selbst kaum wahrnahm, aber lauter sprechen traute er sich nicht zu, spürte er doch, wie belegt seine Stimme sein musste. „Finn..." Er hielt inne. Im Satz, in seinen Bewegungen. Von Finns Anblick losreißen konnte er sich aber nicht.

„Hm?" Finn hob eine Braue. Dann spürte Poe den Druck der Hand in seiner. Eine Ermutigung weiter zu reden. Doch nur ein Wort konnte jetzt entweder viel zerstören, oder ihn von dem abhalten, was er tun musste. Für den Widerstand.

Poe schüttelte den Kopf, antwortete nicht und war vollkommen außer Stande sich zu rühren. Finn hatte die Brauen zusammen gezogen und betrachtete ihn.

„Was?" Finn war es dieses Mal der Anstalten machte seine Hand zu befreien, doch Poes gab sie nicht los. Er hätte es besser wissen sollen, doch er konnte nicht. Konnte nicht loslassen, obwohl er sollte.

„Ich halte deine Hand gerne", war alles, was er über die Lippen bringen konnte.

„Okay." Damit schien die Sache für Finn also erledigt. Die Anspannung verließ Finns Körper und Poe beobachtete, wie die Schultern des anderen sich entspannten. „Oh...okay?" Mit einem Mal waren Finns Augen wieder groß und er sah Poe direkt in die Augen, mit einem Mal verstehen, was Poe nicht sagte. Seine Hand behielt er allerdings an Ort und Stelle. „Und jetzt?"

Die zwei Worte waren genau das, was Poe befürchtet hatte. Es war keine Ablehnung, was allein schon alles übertraf was er nur glauben konnte. Es war aber auch keine Aufforderung. Mit beidem konnte er nicht gut umgehen. Nicht mit Finn. Also ging es wohl um Ehrlichkeit. „Finn, ich will nicht, dass du dich deswegen zu irgendetwas verpflichtet fühlst. Egal was."

Finns Lachen schallte durch die Luft und trieb Poe noch mehr die Röte ins Gesicht. „Poe Dameron, das kannst du wohl kaum beeinflussen, oder? Was willst du denn?" Dass Finn so offen damit umging, war für Poe beinahe zu viel. Damit hatte er nicht gerechnet und es machte die Sache nicht gerade einfacher so direkt damit konfrontiert zu werden.

„Ich will nicht in eine Situation kommen in der ich vor Trauer nicht mehr weiß wohin mit mir, wenn der Widerstand mich eigentlich brauchen würde." Die Worte trafen ihn mehr als Finn, das sah er. An Finn schienen sie geradezu abzuperlen.

„Ich war der Ansicht, das Risiko geht ihr hier sowieso ein? Die Lage ist hier so ganz anders als bei der Ersten Ordnung. Hier ist niemand allen einfach nur egal."

Poe nickte stumm, fand aber keine Antwort. Jeder verlorene Kämpfer war ein herber Schlag, weil hier niemand anonym war. Jeder konnte allen bekannt sein. Wie viele Freundschaften gab es hier. Wirklich enge Freundschaften... wie viele Paare fanden sich hier.

„Und was war mit deinen Eltern? Waren die nicht auch beide bei den Rebellen?"

Das Argument war Poe neu... mit gerunzelter Stirn sah er auf Finn hinab und der ruderte sofort zurück.

„Ich will nicht sagen, dass das hier irgendwie... eh..." Er verstummte, als Poe den Kopf schüttelte.

Poe spürte Finns Blick auf sich ruhen, als er wieder zum Himmel aufsah. Ja, seine Eltern waren beide Kämpfer in der Rebellenallianz gewesen. Beide hatten sie immer gewusst worauf sie sich auf einer Mission einließen. Dass sie den anderen nie wieder sehen mochten. Und auch bei Morap hatte er es immer gewusst. Morap, der von einer Sekunde auf die andere von seiner Seite gerissen worden war. In diesem Moment ging ihm auf, dass Moraps Tod zwar schmerzhaft gewesen war, dass er ihn noch immer vermisste und es vermutlich immer tun würde, aber diesen Tod als Vorwand zu nehmen war feige... Er schluckte schwer und sah dann auf Finn hinab. „Du hast recht...", sagte er leise und erlaubte sich, das plötzliche Rasen seines Herzens wirklich wahrzunehmen. Es zu genießen, ebenso wie das angenehme Ziehen in seinem Bauch, das er seit Wochen jedes Mal gespürt hatte, wenn Finn in seiner Nähe gelächelt hatte. Zögerlich schob er sich näher an Finn heran, erlaubte sich die Nähe eines anderen Menschen anders wahrzunehmen. Nicht zum Zeitvertreib. Nicht aus purem Verlangen. Sondern anders. Finn wich nicht zurück, begegnete nur seine Blick und als Poe Finns Atem auf dem Gesicht spürte, musste er sich mit der freien Hand abstützen. Er kniete halb über Finn, mit einer Hand noch immer Finns fest umklammert, die andere im weichen Gras. Langsam löste er seine Finger aus Finns Griff, ließ die Hand über Finns Schultern fahren und legte sie an die Wange, wie er es schon so lange hatte tun wollen. Endlich gestand er es sich ein, auch wenn die Angst davor zu versagen und Finn zu vergraulen noch immer da war. Seit Wochen waren sie sich näher gekommen, waren Freunde geworden und jetzt... Finn sah noch immer nicht weg, hielt Poes Blick mit einem Ernst fest, der Poe fast den Atem raubte.

Poes Blick glitt für einen Herzschlag zu Finns leicht geöffneten Lippen, während sein Daumen über Finns Wange strich. „Darf ich?", fragte Poe vorsichtig. Unsicher, ob er wirklich durfte. Ob Finn es überhaupt wollte.

Das nur angedeutete Nicken war Poe Antwort genug.
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1524 ValMercer
Fr 5. Feb 2016, 22:56

Kapitel 5

Poes Lippen schienen vom bloßen Kontakt mit Finns in Flammen zu stehen. Doch Finn... Finn rührte sie nicht. Lag nur da, ließ es geschehen. Abrupt wich Poe zurück, doch bevor auch nur mehr als ein paar Zentimeter Luft zwischen sie kommen konnten, hatte Finn die freie Hand in Poes Haar vergraben und wieder näher gezogen.

„Hau nicht ab...", flüsterte Finn. Poe hatte die Augen aufgerissen und schon jetzt atemlos begegnete er Finns Blick. Erst jetzt begriff er so wirklich, was Finn ihm vor einiger Zeit hatte sagen wollen. Die Erste Ordnung erlaubte den einfachen Soldaten, den Kadetten ihres Trainingsprogramms, keine Nähe. Nicht diese Art von Nähe. Poe hatte der Bemerkung im Anschluss keinerlei Beachtung mehr geschenkt, weil er nicht darüber hatte nachdenken wollen. Nicht darüber, was die Erste Ordnung denen antat, die es doch versuchten... Finn legte die Stirn an seine und als Finns Oberkörper ihm entgegen kam, ging Poe mit, sodass er halbwegs aufrecht saß.

„Entschuldige...", sagte Poe leise, unsicher, wie es weiter gehen sollte. Noch immer lag seine Hand auf Finns Wange. Noch immer spürte er Finns Atem auf den Lippen. Spürte nach, wie weich und nachgiebig Finns Lippen gewesen waren.

„Hörst du mal auf dich zu entschuldigen?" Die Formulierung der Frage war schärfer als der Tonfall. Finns Fingerspitzen strichen über seine Kopfhaut und ein wohliger Schauer rieselte Poes Nacken hinab. Diese Berührung genügte beinahe um sämtliche Gedanken auszuschalten. Beinahe. Poe verstand. Finn brauchte Zeit. Zeit um sich hier dran zu gewöhnen und Poe würde todsicher nicht derjenige sein, der zu schnell voran ging. Er musste sich allein vor Augen halten wie viel jünger als er selbst Finn überhaupt war um sich selbst Einhalt zu gebieten. Finn war bei Weitem kein Junge mehr, das hatte die Erste Ordnung ihm ausgetrieben, aber er war auch nicht so erfahren in diesen Dingen wie Poe. Ganz sicher nicht. Wenn er es jetzt überstürzte... Poe wollte gar nicht daran denken.

Finns zweite Hand legte sich an seine Seite, wanderte Poes Oberkörper hinauf. Langsam und bedächtig. Unsicher. Schließlich spürte Poe Finns warme Hand an seiner Wange. Genau an derselben Stelle, an der Poes Hand bei Finn lag. Als Finns Gesicht seinem näher kam stockte ihm wieder der Atem. Finn hatte alles unter Kontrolle und so sollte es bleiben, damit Poe sich nicht übernahm. Damit er nicht zu schnell zu weit ging. „Sag mir wenn ich was falsch mache...", sagte Finn leise und Poe musste ein Lachen mühevoll unterdrücken. Er biss sich auf die Unterlippe um nur ja keinen unpassenden Laut von sich zu geben.

„Glaube nicht, dass du irgendetwas falsch machen kannst, Finn", antwortete er ebenso leise, die Hände auf Finns Brust. Er spürte den rasenenden Herzschlag unter seinen Fingerspitzen ebenso wie die Wärme, die Finns Körper ausstrahlte.

„Hm...", machte Finn, als seine Fingerspitzen weiter durch Poes Haar fuhren. Über seine Wange. Seine Augenbrauen. Poe stockte der Atem und seine Lider fielen zu, als er Finns Lippen über sein Kinn streichen spürte, seinen rechten Mundwinkel. Ein kleines Seufzen entrang sich seiner Kehle und es kostete ihn alle Selbstkontrolle derer er fähig war nicht den Kopf zu drehen und sich den Kuss zu stehlen, den er so dringend brauchte.

Finn fuhr zurück und Poe öffnete die Augen, sah in das erschrockene Gesicht seines Gegenübers, der die Hände sofort sinken ließ. Es war beinahe eine Imitation von Poes Reaktion vor einigen Minuten. „Ich hab doch was falsch gemacht."

Schnell schüttelte Poe den Kopf, nahm Finns große Hände in seine und hob sie kurz an seine Lippen. „Ganz bestimmt nicht", versicherte er leise, geradezu überwältigt von der Unschuld die ihm aus den Augen des Mannes vor ihm entgegen geschleudert wurde und seine Kehle wurde wieder eng. Er konnte sich nicht daran erinnern jemals mit jemandem auf diese Weise zusammen gewesen zu sein, der so vollkommen ahnungslos war. „Vielleicht bist du zu angespannt?", schlug er vor. Er legte Finns Rechte auf seine Schulter. „Drück zu, wenn ich dir zu schnell, oder zu weit gehe, in Ordnung? Und scheu dich bloß nicht. Du trittst mir nicht auf die Füße, wenn du mir sagst, dass du dir unsicher bist."

Finns trockenes Lachen wäre ansteckend gewesen, hätte Poe auch nur im Entferntesten irgend eine Art von Komik in dieser Sache gesehen.

„Ich meine das ernst." Poe sah Finn in die Augen, überwältigt von dem was er dort sah. Eine Wärme, die ihn voll und ganz zu durchdringen schien. Neugier. Und ein wenig Angst. Vorsichtig nahm er Finns Gesicht wieder in die Hände, fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen der vollen Lippen nach, die sich bei der bloßen Berührung ein wenig weiter öffneten. Finns Hand auf seiner Schulter zuckte, drückte aber nicht zu, bedeutete ihm nicht aufzuhören.

Poe atmete einmal tief durch, erinnerte sich daran nicht zu schnell zu weit zu gehen, dann beugte er sich vor, zeichnete mit den Lippen die Spur nach, die seine Fingerspitzen gezogen hatten. Selten hatte er jemanden so unbedingt, so dringend küssen wollen und doch er konnte sich nicht daran erinnern jemals so konzentriert auf das gewesen zu sein was er tat. Weil er Finn nicht verschrecken wollte. Weil er wollte, dass es Finn gefiel. Zaghaft drückte er die Lippen wieder auf Finns, spürte das Kribbeln das seinen ganzen Körper zu erfassen begann und hielt sich doch zurück, bis er spürte, dass Finn sich entspannt hatte, ehe er sich vorsichtig weiter tastete. Und dann bewegten sich Finns Lippen gegen seine, passten sich seinem Rhythmus an, zwangen ihn zu einem Neuen. Und dann das Seufzen von Finns Lippen. Das Geräusch schnürte Poe fast den Atem ab, zeigte ihm, dass es Finn gefiel und er wurde mutiger, brachte vorsichtig seine Zunge ins Spiel und obwohl Finn für einen Herzschlag zögerte, kam er ihm wieder entgegen. Finns Oberkörper kam seinem näher, bis Poe die Brust des Anderen auf seiner spürte, spürte die Hände des Anderen an seinen Seiten, die ihn festhielten, zaghaft begannen seinen Körper zu erkunden.

Atemlos löste Poe den Kuss, fuhr mit den Lippen über Finns Schläfe, bis sie das kurze, krause Haar berührten. Er spürte Finns Herzschlag, den warmen Atem auf seiner Haut und schloss genießerisch die Augen. Dann legte er die Arme um Finn, hielt ihn einfach nur fest und war froh von Finn ebenso gehalten werden zu dürfen.

Das leise Knistern riss ihn aus seinen Gedanken. Das Komm. Mit einem leisen Stöhnen machte er sich von Finn los und schenkte ihm einen entschuldigenden Blick. „Tut mir leid", wisperte er. Warum. Warum jetzt? Wenn er gerade gedacht hatte, dass es gut so war. Dass er glücklich war.

Finn nickte und Poe aktivierte das Komm, das er immer bei sich trug und tragen musste. „Dameron." Die Projektion hatte er ausgestellt. Stimmenübertragung musste genügen.

„Commander, die Basis wird evakuiert. Unsere Sensoren haben Sternenzerstörer erkannt. Wir haben etwa zwanzig Minuten Zeit, bis sie hier sind."

Finn sah ihn mit großen Augen an und Finns Herz setzte ein paar Schläge aus. Zwanzig Minuten. Das war nicht viel. Bei Weitem nicht lange genug um jeden Einzelnen die Chance zu geben von Ondjif zu entkommen.

„Ihr Schwadron wurde bereits alarmiert. Die Basis wird vorerst im Dunkeln belassen um wenigstens ein wenig Sichtschutz zu garantieren." Im selben Moment in dem die Stimme zu ihnen durchdrang, wurden sämtliche grellen Lichter gelöscht.

„In Ordnung", sagte Poe so ruhig er nur konnte, doch seine Hand krallte sich in Finns Shirt. Nicht jetzt, war alles was er denken konnte. „Ich bin sofort da. Alle Flieger sollen in die Luft. Auch die Neuen. Wir brauchen jeden Sternenjäger, wenn die Erste Ordnung uns wirklich entdeckt hat. Geleitschutz für die Transporter und Schutz der Basis."

„Zu dem Schluss sind wir auch gekommen. Die Zielkoordinaten für den Stützpunkt wurden bereits in die Astromechdroiden übertragen. Viel Glück, Dameron."

Poe atmete tief durch. „Es tut mir leid", erklärte er, zog Finns Gesicht wieder näher zu seinem und küsste ihn kurz. Ohne würde er nicht gehen können, wenn er sich ohnehin vor Angst um Finn nicht würde konzentrieren können. Nicht jetzt. Nicht mehr.

„Versprich mir nur, dass wir hier weiter machen, wenn das vorbei ist."

Finns Optimismus brachte ihn zum Lachen und doch war ihm als sei sein Herz mit tonnenschweren Felsbrocken beladen. „Sofort", versprach Poe, schlang die Arme um Finns Hals und küsste ihn noch einmal. Gönnte sich den Moment und den Kuss, der viel zu hastig war. Zu sehr überschattet von der Angst schon jetzt alles verloren zu haben. In der Ferne hörte er die herannahenden Schritte, spürte schon die Aufgerung, die ihn und Finn auseinander trieb.

„Ich... ich muss zur Sanitätsstation und beim ... beim Packen helfen...", murmelte Finn und Poe schüttelte vehement den Kopf.

„Keine Zeit", wisperte er. „Wir lassen alles hier, was wir ersetzen können." Das war wenigstens das Protokoll für Fälle wie diesen. „Du bist einem Transport zugeteilt, Finn." Er hörte die Panik in seiner eigenen Stimme. Die Panik, die er nicht zulassen wollte.

Finn nickte und Poe erschien es seltsam, dass gerade er ein Protokoll dieser Größenordnung vergessen konnte. Bevor Poe sich ganz losmachen konnte, hatte Finn ihn wieder in einen Kuss verwickelt. Einen Kuss, der Poes Herz schneller schlagen ließ und gleichzeitig zu viel versprach. Mühevoll machte er sich los.

„Ich sehe dich am Treffpunkt, Finn." Poe kam auf die Füße und zog Finn mit sich.

„Pass auf dich auf."

„Du auch."

Bevor Finn noch etwas sagen konnte, bevor Poe sich vollends in den Augen des anderen verlieren konnte, wandte er sich ab und sprintete so schnell er konnte in Richtung Hangar. Auf halbem Weg sah er Beebee-Ate auf den X-Flügler zusteuern und sofort schob Poe sämtliche Gedanken an Finn so weit beiseite wie er nur konnte, bevor er in den Hangar stürzte und einen Fliegeranzug, der nah an seine Größe heran kam, überstreifte. Zu seiner Rechten und Linken sah er Bekannte und weniger vertraute Gesichter. Piloten, die in diesem Moment ihre Feuertaufe erhalten, oder vertrautes Terrain betreten würden. Er nickte ihnen kurz zu. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Techniker die X-Flügler betankten, rudimentäre Checks vornahmen und dann zu den größeren Transportern eilten, die auf dem Boden stationiert waren. Es würde für das gesamte Personal reichen, dafür war immer gesorgt, aber bei dem Gedanken daran wie viel sie zurücklassen mussten, war Poe froh Polly vor einigen Wochen zu seinem Vater gebracht zu haben. Sie hätte er nie und nimmer rechtzeitig in seinen Sternenjäger bringen können.

Er war der erste, der zum Sprint in Richtung der X-Flügler ansetzte und den Helm aufzog. Die anderen folgten ihm auf dem Fuße und binnen weniger Momente befanden sich alle Piloten in ihren Fliegern. „Schwadrone Red und Green, ihr eskortiert die Corvette, bis sie den Sprung in den Hyperraum geschafft hat, danach eskortiert ihr die anderen Schiffe", sagte er, während er Beebee-Ates Statusbericht auf dem Bildschirm überflog und die Triebwerke hochfuhr. Routine... das hier war Routine und er war erleichtert, dass er ein paar Wochen Zeit hatte mit den Neuen zu trainieren. Um die Frage, ob die Erste Ordnung hier die Hauptbasis des Widerstands vermutete, oder lediglich einen Anschlag auf die Trainingsbasis ausüben wollte, würde man sich später noch kümmern. Er hörte die Bestätigung der Piloten. „Schwadron Gold und Blue, ihr kommt mit mir. Die Erste Ordnung will gebührend empfangen werden." Sie waren zu wenige, das wusste er genau, aber viel mehr hatten sie nicht aufzubieten. Zehn X-Flügler gegen die drei Sternenzerstörer, die Beebee-Ate ihm durch Weiterleitung der Daten der Kommandozentrale anzeigte. Das war zu wenig. Aber alles was sie hatten. Die übrigen zehn mussten die Eskorte bilden.

„Roger Black One."

„Viel Glück." Es war General Organas Stimme, die durch das Komm zu ihnen allen durchdrang und Poe spürte, wie allein diese Stimme genügt um ihm Zuversicht zu geben. Sie hatten es bis hierhin geschafft. Sie würden auch hier herauskommen. Irgendwie.

Bevor sie die Atmosphäre durchbrochen hatten, zeigten seine Sensoren die Tie-Jäger an, die auf sie zuschossen. „Wunderbar... geht gleich los."
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1672 ValMercer
Do 11. Feb 2016, 23:39

Kapitel 6

Die Gesichter der Piloten in den angreifenden Jägern hatte Poe förmlich vor Augen. Er spürte, wie wendig der gegnerische Flieger war, wie schnell, sah das Cockpit. Einen Tie-Jäger war er selbst erst einmal geflogen. Mit Finn an Bord.

Poe atmete tief durch. Nicht zum ersten Mal schoss ihm durch den Kopf, dass es Individuen wie Finn waren, die ihm hier gegenüber traten und wieder musste er sich vor Augen führen, dass es hier darum ging zu überleben und das Überleben von anderen zu retten. Das im gegnerischen Kampfjäger war nicht Finn. Er biss sich auf die Unterlippe. Nur jemand wie Finn es gewesen war.


Moraps strahlendes Lächeln war in der Masse der Feiernden nur allzu deutlich zu erkennen. Poe hätte es überall als erstes erkannt. Poe schob sich durch die Gratulanten zu dem anderen Mann durch, während ihm das Herz bis zum Hals schlug. Morap, das Gesicht offen wie immer, trat auf ihn zu und drückte ihn an sich. Poe sog den Geruch des anderen tief ein und schloss die Augen.

„Commander Dameron! Dann muss ich jetzt wohl meinen Hofknicks üben, he?" Morap lachte, klopfte Poe auf den Rücken und als seine Lippen unauffällig über Poes Wangen streiften, hinterließen sie eine brennende Spur.

„Wag es ja nicht", grinste Poe, als er seinen Freund widerwillig losließ. Moraps Blick hielt seinen fest, auch als andere Hände auf seine Schultern klopften und Poe sich von ihm wegziehen ließ. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit brach er den Blickkontakt ab und war froh, dass sie sich gegenseitig feiern konnten.

Grinsend betrachtete Poe die anderen, die sich selber durch seine Beförderung feierten. Commander... an den Rang würde er sich gewöhnen müssen. Sicherlich war er kein schlechter Pilot und er kam gut mit anderen zurecht, aber es blieb das Gefühl, dass diejenigen, die um ihn herumstanden mindestens so viel zu dieser Beförderung beigetragen hatten wie er.

„Kommt, lasst mich euch ein Bier ausgeben!", rief er über die Köpfe hinweg und begann sein Schwadron vorneweg in Richtung des Ausgangs zu schieben. Sein Schwadron. Sein Kommando.

Die anderen drängten an ihm vorbei und auf dem Weg aus dem Komplex hinaus ließ Poe sich immer weiter zurückfallen, bis er neben Morap ging. Es dauerte nicht lange und sie waren die letzten. Als sie eine schmale Nische passierten, packte Poe ihn bei der Hand und zog ihn hinein, schon jetzt außer Atem. Fahrig strich er durch das rötliche Haar und sah in die tiefbraunen Augen seines Gegenübers.

„Hey, ich dachte du wolltest uns allein ein Bier ausgeben, Commander."

„Sch...", machte Poe und legte Morap einen Finger auf die Lippen. „Ich will mit dir feiern. Später. Nur wir beide."

Morap erwiderte den Blick ernst und Poe strich mit der Kuppe seines Fingers sanft über die Lippen, die er schon so oft geküsst hatte, fuhr die Konturen des kantigen Gesichts entlang, das ihm beinahe vertrauter war als sein eigenes.

„Ich bin so verdammt stolz auf dich, Poe."

Moraps Hände legten sich an seine Seiten, schoben ihn zurück, sodass Poe mit dem Rücken gegen die harte Wand gepresst wurde und mit einem leichten Seufzer schlang Poe die Arme um ihn, zog ihn fester an sich. Erwiderte den Kuss, den er nicht mehr hergeben wollte.



In rasantem Tempo schoss er auf einen der Tie-Jäger zu, wich den Lasersalven mit minimalen Steuerungen aus und drehte im letzten Moment bei, sodass Jess, die direkt hinter ihm flog, den Tie-Jäger ausschalten konnte. Gleichzeitig eröffnete er das Feuer auf den Jäger, der neben dem ersten geflogen war. Der Feuerball im Vakuum des Weltraums blendete ihn kaum, als der Jäger explodierte. Er fühlte keinen Triumph. Nichts von dem, was er bisher verspürt hatte, wenn ein Gegner ausgeschaltet war. Nur Leere und Angst vor dem, was passieren würde, wenn sie die Jäger und auch die Sternenzerstörer nicht aufhalten konnten. Er hatte bewusst nicht gefragt auf welchem Transporter Finn sein würde, damit er nicht darauf fokussiert war. Damit er nicht darauf wartete zu hören, dass dieses eine Schiff es nicht in den Hyperraum geschafft hatte.

Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er die Neuen ermahnte nicht streng in der Formation zu bleiben um den Tie-Jägern keine Angriffsfläche für ein vorhersehbares Schema zu geben. „Variiert, damit die Autoerkennung euch nicht erwischt."

„Roger, Black One."


Den Rotton hatte Poe an keinem anderen gesehen. Nur an ihm. Er drehte sich auf die Seite, betrachtete das Gesicht auf dem Kissen neben sich. Die feinen blonden Wimpern, die etwas zu breit geratene Nase mit der vielsagenden Krümmung. Mit dreizehn hatte ein anderer Junge Morap die Nase gebrochen. Das hatte er Poe so zielmlich in ihrem ersten Gespräch erzählt. Damals, als sie einander kaum gekannt hatten und Morap doch schon alles daran gesetzt hatte Poe zu beeindrucken. Er hatte nicht lang gebraucht.

Morap schlief und Poe war dankbar um die Zeit, die er ihn in diesem Zustand beobachten durfte. Dieser Mann war der erste Mensch außerhalb seiner Familie gewesen, dem er sich wirklich verbunden fühlte. Der ihm nahe war. Dessen leises Schnarchen ihn dazu verleiten wollte ebenfalls die Augen zu schließen und in das gleichmäßige, leichte Atmen einzustimmen. Das Bedürfnis sich auszustrecken neben diesem Mann und einfach zu schlafen war so groß, dass es Poe schwer fiel auch nur für eine Minute länger die Augen aufzuhalten. Doch das hätte bedeutet diesen Anblick aufzugeben. Das noch immer leicht verschwitzte Haar, das an der sommersprossigen Stirn klebte. Die leicht geöffneten Lippen, durch die die gleichmäßigen Geräusche heraus drangen. Die Lippen, die er nie mehr aufhören wollte zu küssen.



Vor ihnen tauchte einer der Sternenzerstörer auf. Ein Feind, der riesig wirkte im Vergleich zu den X-Flüglern. Aber sie hatten die Starkiller Basis ausgeschaltet. Das immerhin war ein Lichtpunkt. Poe durfte nur nicht daran denken, wie viele Piloten bei diesem Angriff ihr Leben gelassen hatten.

Beebee-Ates warnendes Piepen drang durch die Kopfhörer im Helm zu ihm durch. „Ja, ich sehe sie." Poe drückte den Steuerknüppel nach unten und musste sich für den Moment dran erinnern an seinem eigenen Grundsatz festzuhalten und nicht in einer geraden Linie zu fliegen um den Lasersalven des Tie-Jägers wirklich ausweichen zu können. Der Steuerknüppel schien wie eine Verlängerung seines Armes und zum ersten Mal war er wirklich froh, dass die Techniker es geschafft hatten den meisten anderen Sternenjägern die Updates zu verpassen.

„Black One, ich bin an ihm dran."

Poe drehte ruckartig nach rechts ab, doch der Tie-Jäger saß ihm im Nacken, ließ sich nicht abschütteln. Mit zusammen gepressten Lippen versuchte Poe es mit einer Rolle nach links, doch auch das rettete ihn nur vor den vernichtenden Laserstrahlen, nicht aber vor der Verfolgung. „Blue Three, die Hilfe könnte ich gut gebrauchen...", murmelte er, gefolgt von einem zustimmenden Laut von Beebee-Ate.


„Poe, du hattest genug."

„Nein. Wirklich nicht."

„Dameron! Verdammt, ich habe die Nase voll davon. Es passiert!"

Ein leises Schluchzen entrang sich seiner Kehle. Ein Schluchzen, dass ihn innerlich zu zerreißen schien. Trotzdem kippte er auch das nächste Glas Whiskey hinunter. Obwohl er wusste, dass er es vermutlich nicht vertragen würde. Obwohl er wusste, dass Morap recht hatte. „Ich hätte was dagegen tun können." Poe war nicht einmal überrascht, dass er seine eigene Stimme kaum wiedererkannte. Dem Er'Kit hinter dem Tresen winkte er sein Glas noch einmal aufzufüllen. Er brauchte es. Auch wenn er es nicht vertragen würde.

„Hättest du nicht! Du darfst das nicht auf deine Kappe nehmen. Die Schmuggler waren zu schnell für Heeth."

Poe schnaubte und griff nach dem kleinen Glas, das der Barkeeper vor ihm abstellte. Seine Augen brannten, auch wenn keine Tränen kommen wollten. Heeth war erst wenige Stunden tot und Morap redete darüber, als sei es Wochen her, dass die Schmuggler Heeths X-Flügler inmitten eines Asteroidenfeldes manövrierunfähig gemacht hatten.

Bevor das Glas seine Lippen berühren konnte, hatte Morap es ihm aus der Hand gerissen und selbst geleert. „Ich bring dich ins Bett. Die Neue Republik braucht ihren besten Piloten auch morgen noch."

Protest und Widerstand waren zwecklos. Poe fehlte einfach die Kraft sich zu wehren, als Morap sich seinen Arm um die Schultern legte und ihn vom Barhocker zog.



„Die Corvette hat den Sprung in den Hyperraum geschafft." Die Stimme aus der Kommandozentrale ließ Poe erleichtert ausatmen und als im nächsten Moment auch die Stimme des anderen Piloten bestätigte, dass der feindliche Tie-Jäger getroffen worden war zu ihm durchdrang brachte er sogar ein Lächeln zustande.

„Alles klar, weiter geht's." Er zog den Stenenjäger wieder hoch, sah die roten und grünen Lasersalven durch das Vakuum des Raumes zittern und spürte wie sein Herz ein paar Schläge aussetzte. Es waren zu viele. Viel zu viele Tie-Jäger- Viel zu viele Kanonen an den Sternenzerstörern, als dass sie wirklich einen Unterschied hätten machen können.

„Blue Three", adressierte er den X-Flüglerpiloten, der rechts neben ihm zurück auf das Kampfgetümmel zusteuerte, „Bleib an meiner rechten, wir schalten die Ionenkanonen aus."

Das Schweigen am anderen Ende ließ Poe einen Moment daran zweifeln, ob er dem Neuen wirklich so viel zutrauen konnte, aber für den Moment waren sie außer Reichweite der Ties und sie hatten die Chance.

„Roger Black One."

Poe nickte, drehte bei und schoss auf den Sternenzerstörer zu. Kaum waren sie in Reichweite, wurde das Feuer auf sie eröffnet und Poe achtete darauf keinen vorhersehbaren Vektor einzuschlagen und der Pilot an seiner Seite ebenso. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er unter dem Bauch auf die Ionenkanoen zuhielt und eine davon ausschaltete, während Blue Three, dessen Namen Poe sich beim besten Willen nicht hatte merken können, die Oberfläche des Sternenzerstörers beschädigte. Wohl doch kein so guter Schütze.

Binnen weniger Sekunden hatten sie das Heck des Zerstörers erreicht. Die X-Flügler schossen unter den Antrieben hervor und drehten bei um einen neuen Angriff zu starten. Schon im nächsten Moment saßen ihnen die Tie-Jäger im Nacken und es wurde eng. Über den Kopfhörer empfing er die Nachricht, dass auch die nächsten Transporter es in den Hyperraum geschafft hatte und er atmete erleichtert aus. Der Großteil der übrig gebliebenen Flotte war in Sicherheit. Vorläufig jedenfalls. Poe suchte unterhalb des Rumpfes wieder Deckung vor den Tie-Jägern, als er aus den Augenwinkeln sah, wie der andere X-Flügler, statt die nächste Ionenkanone zu zerstören mit einem Flügel daran entlang streifte. Für einen Herzschlag dachte Poe der Pilot hätte alles unter Kontrolle, dann geriet Blue Three ins Trudeln und der unbekannte Pilot kollidierte mit voller Geschwindigkeit mit der Unterseite des riesigen Schiffes.


Die gähnende Leere in ihm ließ ihn den Verstand verlieren. Jedenfalls glaubte er das. Hoffte er das. Morap... Morap war nicht mehr. War von ihm gerissen worden. Es hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert sein Leben auszulöschen und Poe wusste, dass diese eine Sekunde, die nicht einmal vollständig gewesen war, ihn für immer verfolgen würde.

Für einen Moment, einen Moment war er versucht es zu tun. Einfach zu springen. Das Hangargebäude war hoch genug. Niemand außer ihm war hier um ihn aufzuhalten. Nein... natürlich war niemand hier. Morap war ja nicht mehr.

Poe starrte auf die Flasche Whiskey neben sich. Fragte sich, ob die braune Flüssigkeit diesem Schmerz einen Abbruch tun würde. Dem Schmerz, der ihn zu zerreißen schien und im nächsten Moment so dumpf nachhallte, dass ihm war, als sei nichts, aber auch gar nichts geschehen. So hatte er sich niemals gefühlt. Nicht einmal als seine Mutter gestorben war, hatte er sich derart verlassen gefühlt. Verlassen und voller Zorn auf die Erste Ordnung, die niemand hier ernst zu nehmen schien. Die Erste Ordnung, die nicht nur ein Handelsschiff der Republik nach dem anderen aufbrachte, sondern im Zentrum der Republik mordete.

Seine Lider fielen wie von allein zu, damit er diese Welt nicht mehr sehen musste. Eine Welt, die Morap schon vergessen zu haben schien. Unter seinen Füßen war nicht als die Luft und erst vierzig Meter später der kalte, harte Durabeton der Landeplattform. Es wäre so einfach. Viel zu einfach. Und die Versuchung nachzugeben, diesen Schmerz zu beenden und sich in die Leere fallen zu lassen war groß. Viel zu groß.

Das leise Piepen hinter ihm, ließ Poe herum fahren. Der sphärische Droide kam langsam auf ihn zu, offenbar ebenso orientierungslos wie Poe sich fühlte. Ebenso ziellos. „Hey...", sagte er leise. „Tut mir leid, ich weiß nicht was du von mir willst."

Noch ein Piepen. Dieses Mal lang gezogen. Es klang enttäuscht. Die nächste Salve war geradezu überwältigend und Poe meinte etwas wie Wut heraus hören zu können. Poe schnaubte. „Beebee-Ate, richtig?"

Der Kopf drehte sich einmal um sich selbst und der Droide rollte weiter auf ihn zu, bis der weiß-orangene Körper gleichauf mit ihm war.

„Weißt du, mein Astromech hat ausgedient." Poe wusste kaum was ihn veranlasste das zu sagen. Zu einem Droiden.. was hatte der schon zu sagen? Aber es stimmte... der Astromech, der seinen X-Flügler begleitet hatte, war getroffen worden und unbrauchbar.

Beebee-Ates Kopf schoss zu ihm herum. Der Droide war einigen Upgrades unterzogen worden. Der einzige Grund, warum er überhaupt hier war.

Poe hob die Schultern und wischte sich mit dem Handrücken über's Gesicht, auch wenn die Tränen nicht versiegten und es sicherlich nicht allzu bald tun würde.

Die Whiskeyflasche rutschte über den Rand des Daches, fiel und Poe hielt die Luft an, bevor sie auf dem Boden zerschellte. „Scheiße... Das hätte jemanden treffen können!" Er zog die Knie an und sprang auf. Niemand hatte sie gesehen. Noch nicht. „Beebee-Ate..." Poe stockte, dann sah er den Droiden an. „Wir sollten verschwinden." Er wandte sich ab und der Droide folgte ihm auf dem Fuße. Sie mussten möglichst schnell möglichst viel Distanz zwischen sich und diesem Ort bringen, ehe jemand auf die Idee kommen konnte, dass er hier gewesen und Whiskeyflaschen vom Dach geworfen hatte. „Wie wäre es mit einem neuen Job, he?" Die Worte kamen Poe nicht leicht über die Lippen. Beim besten Willen nicht. Aber es schien nur richtig sich Moraps Droiden anzunehmen.

Es füllte nicht die Leere. Es linderte nicht den Schmerz. Aber immerhin war er nicht vollends verlassen.



Poe fluchte, als auch die ersten Verlustmeldungen von dem Kampfgetümmel vor ihnen zu ihm durchdrangen. Auch die Nachricht, dass noch ein Transporter entkommen war konnte seine blinde Wut über diese sinnlose Verschwendung nicht bremsen. Und dann spürte er physisch, wie sein Sternenjäger abgebremst wurde. Beebee-Ates lauter Protestlaut gellte in seinen Ohren, doch welche Daten auch immer der Droide ihm zu übermitteln versuchte, konnte er nicht sehen. Das Display vor ihm war schwarz. Poes Herz sank als die Tie-Jäger an ihm vorbei schossen, offensichtlich vollauf bewusst, was gerade geschehen war.

„Scheiße..." Wie hatte das passieren können? Ihm? Seine Kehle wurde eng und er griff in die Brusttasche seines Fliegeranzuges. Nichts. In diesem Anzug, der offensichtlich für die neuen Rekruten bestimmt gewesen war, befand sich nicht die Gifttablette, die er in dieser Situation nehmen musste. Sein Atem ging stoßweise. Er konnte nicht einmal sein Schwadron kontaktieren. Sämtliche Systeme waren vom Traktorstrahl des Sternenzerstörers lahm gelegt worden.
Zuletzt geändert von ValMercer am Sa 13. Feb 2016, 12:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1680 Blanche
Sa 13. Feb 2016, 11:57

Musste das Kapitel 2x lesen bis ich es wirklich realisiert hab mit dem hin und her gehopse. *snüüüf* Armer Poe.
^_^
(O,O)
()...()
,,, ,,,
*schuhu*

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Re: Der Pilot

Beitrag: #1682 ValMercer
Sa 13. Feb 2016, 12:12

xD so war's auch ausgemacht xD Danke. Freu mich, wenn es gefällt!
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Re: Der Pilot

Beitrag: #1813 ValMercer
So 21. Feb 2016, 22:58

Kapitel 7

Beebee-Ate war offline. Poe konnte sich nur denken, dass der Traktorstrahl nicht nur das Schiff flugunfähig und alle Systeme abgeschaltet, sondern auch Beebee-Ate lahmgelegt hatte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Schon sah er, wie sein X-Wing die geöffneten Hangartore passierte. Vor seinem geistigen Auge sah er was auf ihn zukommen würde. Er hatte es schon einmal erlebt und dieses Mal würde es keinen FN-2187 geben, der ihn hier heraus holte. Keinen Finn. Finn... Nein. Nicht an ihn denken. Nur nicht an Finn denken.

Seine Hand zitterte, als er nach dem Blaster im Holster seines Fluganzuges griff. Das Ziel, der Planet der neuen Basis war im Navcomputer eingespeichert, der Kurs geplant. Er zögerte nicht eine Sekunde länger abzufeuern und sofort wünschte er sich, er hätte die Waffe auf sich selbst gerichtet. Der Rauch und aufzüngelnden Flammen raubten ihm die Sicht und den Atem. Im nächsten Moment, noch bevor er sich selbst ausschalten konnte um die neue Basis endgültig zu retten, wurde das Dach des Cockpits geöffnet. Er war hatte den Schalter nicht betätigt. Als die Sturmtruppen ihn bei den Armen packten und nach außen hievten, rang er nach Luft.

„Der Gefangene hat den Navcomputer gesprengt." Eine Information in ein Kommgerät gesprochen. Eine starke Hand wand ihm den Blaster aus der Hand. Poe hatte ohnehin keine Kraft sich zu wehren. Hustend ließ er sich auf die Füße stellen und er blinzelte gegen das grelle Licht des Hangars. Es war unheimlich, wie vertraut ihm dieses Szenario war. So oft träumte er noch davon, doch die panische Todesangst, die ihn jedes Mal aus den Träumen riss, ließ auf sich warten. Er fuhr sich mit einer Hand über die tränenden Augen. Die Rampe auf der er stand war sein einziger Weg. Hinter ihm spürte er bereits den Lauf des Blasters im Rücken. Poe sah nach links, warf einen Blick über die Schulter. Beebee-Ate rührte sich noch immer nicht. Selbst die Signalleuchten waren inaktiv und dieser Anblick war für ihn beinahe schlimmer als die Tatsache, dass er wieder seinen Feinden ausgeliefert war.

Poes Augen und Lungen brannten, als sie ihn die Rampe hinab führten und er von zwei Sturmtruppen in Empfang genommen wurde. Das letzte Mal, dass er einem von ihnen so nahe gewesen war, hatte der sich als sein Retter entpuppt. Nicht so heute. Nicht so jetzt. Seine Knie waren weich, als sie ihn abführten. Poe warf nicht einmal mehr einen Blick zurück. Das konnte er nicht ertragen. Im Gehen spürte er die Erschütterungen im Boden. Seine Schwadrone hatten offensichtlich begonnen anzugreifen. Gut. Vielleicht würden sie den Sternenzerstörer und ihn gleich dabei mitnehmen. Die Handfesseln spürte er kaum. Er sah nichts als den weißen Helm vor sich, als sie ihn den dunklen Gang entlang führten. Der Weg kam ihm seltsam vertraut vor und sein Herz schlug nur noch schneller. War er wieder hier? Hier, wo es angefangen hatte?

Poe biss sich auf die Zunge, als sie vor dem Raum ankamen und die Tür geöffnet wurde. Die Zelle sah noch genauso aus und ihm war, als sei keine Zeit vergangen, als sie ihn hinein schoben und gegen den Stuhl drückten. Den Stuhl auf dem er schon einmal Geheimnisse preis gegeben hatte. Und dieses Mal, das wusste Poe, würde er nicht so lange standhalten können wie damals. Schon da hatte er nicht lange ausgehalten.

Die Fesseln saßen noch strammer und der Sturmtruppler, der direkt vor ihm stand rammte Poe mit einem gewaltigen Hieb die Faust in den Magen, bevor Poe überhaupt wusste, wie ihm geschah. Wieder schossen ihm Tränen in die Augen. Noch immer schmeckte er den Rauch auch der Zunge. „Hey, das ist wohl ein bisschen übertrieben, he?" Er konnte sich nicht helfen. Alles einstecken, ohne auch nur ein Wort? Es ging nicht. Er hatte alles verloren. Der Widerstand musste ihn für tot halten. Schlimmer noch als vor ein paar Monaten auf Jakku, als sie ahnen konnten, dass die Erste Ordnung ihn geschnappt hatte. Das hier... das kam einem Todesurteil gleich.

„Halt den Mund", zischte der Sturmtruppler ihn an, trat einen Schritt zurück und Poe wünschte sich nichts sehnlicher als Finn. Finn, der ihn hier heraus holte. Dabei war Finn weit weg. Weit, weit weg. In Sicherheit. Wenigstens so lange bis Poe die neue Basis aufgab und Finn und alle anderen nur wieder in Gefahr brachte. Er spürte den feindseligen Blick auf sich ruhen und wieder wurde das Schiff erschüttert.

„Sieht aus, als hättet ihr ganz andere Probleme als mich hier festzuschnallen."

Die Antwort war ein Schlag gegen das Jochbein. Ein schmerzerfülltes Stöhnen kam über seine Lippen, ehe er es zurückhalten konnte. Die weiße Platte, die den Handrücken des Trupplers schützte, schnitt in seine Haut und sofort spürte Poe das Blut seine Wange hinunter rinnen. Sein Magen verkrampfte sich, als er zu dem Gesichtslosen vor sich aufsah. Auch hiermit war er vertrauter als ihm lieb war. Sie klopften ihn weich, wie beim letzten Mal, ehe derjenige kam, der wirklich alle Antworten aus ihm herausholte, die er nicht geben wollte. Poe holte tief Luft und schloss die Augen. Es hatte keinen Sinn gegen die Fesseln anzukämpfen. Keinen Sinn dem Sturmtruppler sarkastische Bemerkungen entgegen zu schleudern.

„Name?"

Poe schnaubte. Sein Kopf dröhnte schon jetzt. Trotzdem rang er sich ein unfrohes Lächeln ab, als er dem Blick der Augen begegnete, die sich feige hinter dem Helm verbargen. Kein Wort kam über seine Lippen. Nicht jetzt. Noch nicht. Das Blut rauschte in seinen Ohren, als er den Kopf schüttelte und sich innerlich auf das einstellte, was kommen würde.


Das bekannte Gefühl eines Schiffes, das aus dem Hyperraum sprang, riss ihn aus seinem Dämmerschlaf, der mehr einer Ohnmacht glich als alles andere. Ihm war speiübel und gleichzeitig fühlten sich seine Lippen an wie Sandpapier. Wie lange hatten sie ihn bearbeitet? Es schien Stunden gedauert zu haben, dabei war es vielleicht nur eine gewesen. Er konnte nur ein Auge öffnen. Das andere war zugeschwollen. Verklebt von seinem eigenen Blut. Was er im Halbdunkel der Zelle erkennen konnte diente kaum dazu seine Stimmung zu heben. Schwarze Wände, einige wenige Konsolen, deren Funktion Poe am liebsten gar nicht erfahren wollte und deren Lampen stetig in Weiß und tiefem rot leuchteten. Ruhig und stet. Ein gutes Zeichen? Poe wusste es nicht.

Er versuchte zu Schlucken, doch es ging nicht. Seine Kehle war wie ausgedorrt. Wann hatte er das Bewusstsein verloren? Als sie gingen? War seine Ohnmacht der Grund dafür gewesen, dass sie ihn allein gelassen hatten? Vorsichtig fuhr er mit der trockenen Zunge über die aufgesprungenen Lippen. Nichts. Keine Möglichkeit sie zu befeuchten. Der Geschmack nach Eisen erfüllte seinen Mund und schwerfällig unterdrückte er ein Würgen. Sein Schädel dröhnte noch immer. Warum hatten sie ihm überhaupt die Chance gegeben das Bewusstsein zu verlieren? Sie hatten doch Mittel und Wege einen Gefangenen wach zu halten, entgegen jeglichen Befehlen des Körpers des Gefolterten. Immerhin, das wusste er, hatte er nichts preis gegeben. Wie beim letzten Mal. Nichts. Nicht einmal seinen Namen. Sein Blick flog zu der Einstichwunde in seinem linken Arm. Sie hatten ihm Blut entnommen. Jetzt spätestens wussten sie wer er war. Da war er sich mehr als nur sicher. Commander Poe Dameron. Pilot des Widerstands. Der, der ihnen einmal entkommen war. Sie würden sicher stellen, dass es nicht wieder geschehen würde. Und er musste sich auch nichts vormachen. Niemand würde wissen, dass er hier war. Niemand würde ihn retten. Sie hielten ihn für tot. Ganz sicher. Blue Threes Explosion unterhalb des Sternenzerstörers hätte genauso gut auch ihn ausschalten können. Keine Sekunde später war sein X-Flügler offline gegangen. Immerhin waren die Transporte im Hyperraum verschwunden, ehe die Erste Ordnung ihnen wirklich nahe kommen konnte. Immerhin das. Jess hatte sicherlich das Kommando übernommen und Poe war dankbar für den Gedanken, dass sein Platz reibungslos gefüllt werden würde.

Poe schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. Er konnte nur hoffen, dass die Erste Ordnung die Flotte nicht hatte verfolgen können. Dass der Widerstand in Sicherheit war und die neue Basis nicht ansteuerte. Nicht sofort jedenfalls. Imerhin aus seinem Navcomputer hatten sie nichts herausholen können und Beebee-Ate hatte die neuen Daten noch nicht herunter geladen. Da war Poe sich sicher. Aus ihm würden sie nichts herausholen. Immerhin. Doch der Gedanke an den Droiden versetzte Poe einen unerwarteten Stich. Beebee-Ate wurde vermutlich in diesem Augenblick auseinander genommen, oder war schon längst im Müllschacht verschwunden. Es war nicht allein die Tatsache, dass Beebee-Ate ihm dank seines Persönlichkeitschips ans Herz gewachsen war, sondern auch die Erinnerung an Morap, die für Poe unauslöschlich mit dem Droiden verbunden war. Beebee-Ate hatte Morap gehört und Poe hatte sich für den Astromech verantwortlich gefühlt. So unglaublich es sich auch nur in seinen Gedanken anhörte: Poe Dameron fühlte sich verantwortlich für und freundschaftlich verbunden mit einem Astromech. Wieder versuchte er zu schlucken, doch es ging nicht. Seine Kehle klickte trocken, während seine Augen brannten. Es war als habe er Morap noch einmal verloren. Morap und obendrein auch noch Finn. Finn, zu dem er sich gerade hatte durchringen können, denn das mit Finn, das war nichts Einfaches. Nichts, das er einfach nur tun wollte um es zu tun, sondern etwas, das in nur wenigen Minuten begonnen hatte seine Grundfesten zu erschüttern. Und jetzt lag Finns und das Leben so vieler anderer Widerstandskämpfer in seinen Händen.

Poe ruckte den Kopf nach vorne und schlug ihn wieder gegen die metallene Kopfstütze. Nichts. Keine Spur von einer weiteren erlösenden Ohnmacht. Finn... für Finn musste er durchhalten. Der Gedanke an ihn konnte ihn vielleicht weiter tragen. Finn einen Aufschub geben. Das war das Geringste, was er tun konnte, nachdem Finn gerade erst angefangen hatte sich ein neues Leben außerhalb der Ersten Ordnung und in Freiheit aufzubauen. Ein Leben, das er leichtfertig für Poe und dessen Mission auf's Leben gesetzt hatte. Ein Leben, das Poe im garantieren, versprechen wollte. Poe musste den Befragungsmethoden widerstehen. Wenigstens lange genug, dass der Widerstand sich neu formieren konnte. Und dann würde es vielleicht schnell gehen. Mit etwas Glück nicht einmal öffentlich. Vielleicht ersparte man ihm wenigstens das. Oder er starb während des Verhörs. Der Gedanke hatte beinahe etwas tröstliches, fand Poe.


Stunden vergingen. Stunden in denen Poe nichts weiter tun konnte als sich seine Zukunft in immer finsterer werdenden Facetten vorzustellen. Er spürte, wie das Schiff landete, vermutlich um vom Bodenpersonal sorgsam durchgecheckt zu werden und er ahnte sofort, dass sein X-Flügler unter den ersten Dingen sein würde, den die Techniker von Bord schaffen würden um ihn noch genauer zu untersuchen in der Hoffnung etwas vom Navcomputer retten zu können, während Poe nur beten konnte, dass sie nichts fanden, das rekonstruierbar war. Auch wenn es ihm selbst sicherlich einiges ersparen würde. Ohnehin war er überrascht, dass sie nicht längst wiedergekommen waren um die Befragung fortzusetzen. Lediglich zwei reguläre Sturmtruppen waren gekommen um ihm in einer erniedrigenden Prozedur Wasser und eine schleimige Substanz, die wohl Nahrung sein sollte mithilfe eines metallenen Trichters einzuflößen und ihm die Notdurft zu ermöglichen. Zum ersten Mal in seinem Leben war Poe froh gewesen die Gesichter der feindlichen Soldaten nicht sehen zu müssen, obwohl ihm beim bloßen Gedanken an die kurzen Momente die Galle aufstieg und am liebsten hätte er es vergessen, doch er konnte nicht. Natürlich konnte er nicht. Es war Teil des ganzen Vorgangs. So brachen sie ihre Gefangenen. Als die Tür zum zweiten Mal aufglitt und wieder kein neuer Foltermeister vor ihm stand, sondern nur weitere fünf Sturmtruppen, wusste er nicht ob er erleichtert oder angespannt sein sollte. Wie angenehm wäre es gewesen, wenn es ihm egal gewesen wäre, doch der Gedanke an Finn hielt ihn auf den Beinen, als sie ihn losmachten, bei den Armen packten und hinaus führten.

„Darf ich fragen, wo es hingeht, Jungs?", fragte er mit einem Anflug seines Charmes. Zu mehr war er schon jetzt kaum noch fähig.

Ein kurzer Stoß in die Rippen, als sie den Flur entlang gingen war die einzige Antwort die er erhielt. Auf Antworten musste er vermutlich ab jetzt ohnehin verzichten.
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Killing Muggles, torturing Order members... the family business! (J. Prince)

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So 6. Mär 2016, 22:23

Kapitel 8



Dass der Sternenzerstörer auf dem er sich befunden hatte gelandet war, war offensichtlich. Anders als durch ein Landungsmanöver hätte Poe sich die leichten Erschütterungen des Schiffes kaum vorstellen können und es gab nur einige wenige Gründe aus denen ein Schiff wie dieses dazu verurteilt wurde in die Atmosphäre eines Planeten einzudringen und das war um schwerwiegende Reparaturen durchführen zu lassen. Mit einem grimmigen Lächeln dachte Poe daran, dass hauptsächlich der Pilot der sein Leben gelassen hatte dafür verantwortlich sein konnte und sein Tod wenigstens finanziell für die Erste Ordnung ein Nachspiel haben würde und für den Moment wenigstens, war dieser Sternenzerstörer von der Bildfläche verschwunden. Ein kleiner Trost, aber dennoch ein Trost.

Der dunkle Korridor durch den sie ihn führten war nicht derselbe durch den sie ihn in seine Zelle gebracht hatten. Zwar wirkten sie alle gleich, doch Poe hatte selbst in seinem angstumnachteten Zustand eine Ahnung davon, wo er sich befand. Der Boden war anders. Sie waren gelandet, aber sie gaben ihm keine Gelegenheit den Planeten zu sehen. Dieser fensterlose Korridor war eine Gangway. Poe spürte es daran, wie der Boden unter seinen Füßen geradezu zu federn schien. Erst als er wieder den festeren Boden spürte wusste er, dass sie in der Basis angekommen waren. Der Transporter zu dem sie ihn brachten, die zahllosen Gänge schienen geradezu dafür gemacht das ungeübte Auge vollends zu verwirren und den, der nicht mit der Architektur der Ersten Ordnung vertraut war, vollkommen seines Orientierungssinnes zu berauben. Poe gab kein Wort mehr von sich. Was brachte es auch? Die Sturmtruppler seiner Eskorte hatten sicherlich kein Wort an ihn zu verlieren. Immerhin die Hände waren frei, auch wenn der Gedanke daran, warum sie ihn nicht banden ihm noch mehr Sorgen machte. Sie glaubten nicht daran, dass er entkommen würde. Wie auch? Hier, auf der Basis der Ersten Ordnung gäbe es ganz sicher keine Möglichkeit zur Flucht. Er hielt den Blick auf den dunklen, blank polierten Boden gerichtet, bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, dass er mit jedem Schritt, den sie weiter ins Innere der Basis vordrangen, mehr den Mut verlor und als sie im Gefangenenblock ankamen, war er beinahe froh endlich seine Ruhe haben zu können. Vorerst wenigstens. Die maskierten Einheitsgesichter der Sturmtruppler konnte er schon so nur schlecht ertragen.

Vorsichtig hob er den Blick zu der runden Mittelkonsole, hinter der zwei Offiziere in schwarzer Uniform standen, hinter ihnen ein langer Korridor, lediglich erhellt von ein paar spärlichen Leuchten. Der Anblick erinnerte Poe an eine Höhle auf Yavin 4, in die er und seine Spielkameraden als Kinder geklettert waren um sich zu beweisen, wie mutig sie waren. Die Erinnerung an die alles umfangende Finsternis, die ihm schon damals die Luft abgeschnürt hatte, raubte ihm auch jetzt den Atem. Sein Blick flog zu den Offizieren von denen einer mit festem Schritt auf einen der Sturmtruppler zutrat, der offensichtlich das Kommando hatte.

„HT-8789?“ Der Offizier betrachtete den Sturmtruppler vor sich und für den Bruchteil einer Sekunde fragte Poe sich, woher der Mann wusste wen er vor sich sah. „Der Gefangene, den Sie überstellen sollten?“

Ein knappes Nicken des weißen Helmes und die stechend blauen Augen des Offiziers flogen sofort zu Poe, noch während der Sturmtruppler sprach. Poe war beinahe überrascht eine Frauenstimme zu hören, obwohl er wusste, dass es absoluter Blödsinn war. Das Imperium war gegen Frauen in jedwedem Zweig seines Militärs gewesen. Die Erste Ordnung nahm was sie kriegen konnte und hatte sich damit abgefunden, dass Frauen die Arbeit mindestens so gut erledigten wie Männer. Wenigstens in den niederen Rängen. „Commander Poe Dameron, Pilot im Widerstand.“ Sein Name... natürlich hatten sie ihn herausgefunden, wie Poe erwartet hatte.

„Bringen Sie ihn in die Dekontaminationseinheit“, befahl der Offizier, wandte den Blick von Poe ab und wandte sich wieder seinem Kollegen zu, während die Sturmtruppen ihn nach rechts abführten. Dekontaminationseinheit? Sie behielten ihn tagelang auf einem Schiff und warteten bis jetzt? Poes Kehle wurde eng. Warum gaben sie sich überhaupt die Mühe mit ihm? Warum fragten sie ihn nicht einfach, was sie wissen wollten, prügelten es aus ihm heraus, oder ließen ihren Sith, oder was auch immer er war, auf ihn los um zu holen, was sie brauchten? Die Fragen schossen ihm durch den Kopf, als die Sturmtruppen ihn durch eine Seitentür in einen großen, mit schwarzen Kacheln gefliesten Raum schoben und eine barsche Stimme ihm befahl sich auszuziehen.

„Immerhin werde ich doch nochmal sauber...“, murmelte er und kam nicht umhin doch wenigstens dankbar zu sein den Schmutz der letzten Tage von sich waschen zu können, auch wenn es für das Protokoll der ersten Ordnung bei dieser Vorschrift weniger um das Wohlbefinden des Gefangenen als vielmehr der Sicherheit und Hygiene der Basis ging. Er schluckte schwer. Sich vor diesen Fremden seiner Kleider entledigen zu müssen fiel ihm nicht leicht, dass sie ihn allerdings allein lassen würden stand natürlich gar nicht erst zur Debatte. Es kostete ihn Überwindung, aber immerhin überließen sie es ihm selbst. Das war immerhin etwas.





Die Zelle war klein. Poe schritt sie trotzdem ab. Die Länge und die Breite. Jeweils fünf Schritte. Nicht mehr. Eine kniehohe Liege mit hauchdünner Decke und ohne Kissen war an der, der Tür gegenüber gelegenen Wand eingelassen. Viel mehr nicht. Die zwei Treppenstufen zur Tür selbst mied er. Er ahnte, wann er sie das nächste Mal erklimmen würde und obwohl er keinerlei Hoffnung hatte hier wieder herauszukommen, wollte er nicht mit einem einzigen Schritt das Gefühl des letzten Ganges heraufbeschwören.

Seine Schritte hallten nicht auf dem harten Boden. Die Schuhe mit der dünnen Sohle, die sie ihm gegeben hatten, ließen kein festes Auftreten zu. Die dunkelbraunen Hosen und die Hemdjacke hielten immerhin warm genug, dass er nicht befürchten musste zu frieren, wenn das Licht ausgehen und man ihn so zur Nachtruhe verdammen würde. Auf und ab. Seine Beine trugen ihn, obwohl sie ihn an keinen Ort bringen konnten, den er sehen wollte. Nicht irgend ein anderer Ort war ihm offen. Nur von der einen Wand zur anderen brachten sie ihn, bis er schließlich mit einem frustrierten Seufzen zu Boden glitt. „Immerhin laufen, Poe...“, sagte er leise. Es war das erste Mal seit Beginn dieser nie enden wollenden Strapaze, dass er bewusst mit sich selber sprach und es war ihm gleich.

„Du verlierst hier noch den Verstand und dann...“ Er brach ab. Daran mochte er nicht denken, solange er nicht im Begriff war jede Kontrolle über sich zu verlieren. Aus dem Augenwinkel sah er einen silbrigen Knauf aus der schwarzen Wand hervorragen.

„Hm...“, machte er, dann hob er die Hand und zog daran. Eine breite, tiefe Schublade kam zum Vorschein und ein Blick hinein, entrang seiner Kehle ein leises, freudloses Lachen. „Na immerhin pinkeln darf ich jetzt alleine. Wunderbar.“ Er war sich sicher, dass sie ihn beobachteten. Das irgend ein Instrument seine Körperfunktionen und jedes seiner Worte aufnahm und speicherte. Alles andere hätte ihn überrascht und es war ohnehin besser auf der Hut zu sein. Für Finn und alle anderen, die er nicht verraten durfte. Mit einem Seufzer ließ er die Schublade wieder zu gleiten. Mit einem dumpfen Geräusch verschmolzen die Konturen beinahe mit der Wand. Die Politur der Wände war ohne jeden Kratzer, ohne jedes Staubkorn. Versuchsweise fuhr Poe mit dem Fingernagel darüber. Nichts. Nicht einmal ein Fingerabdruck. Vielleicht würde er das zur letzten Aufgabe seines Lebens machen, dachte er mit einem unfrohen Lächeln. Hier auf der glatt glänzenden Politur der Ersten Ordung einen Kratzer hinterlassen. Eine Spur, die wenigstens bis zur Renovierung seiner Zelle von seiner Existenz zeugte. Das wäre immerhin etwas. Doch wenn er anfing hier auch nur entfernt zu randalieren, würden sie ihm sicherlich etwas verabreichen, das ihn ruhig stellte.

Seufzend stand er auf und ließ sich auf die schmale Bettstatt fallen. Hart, aber immerhin eine Möglichkeit zu liegen. Seit Tagen hatte er sich nicht wirklich ausstrecken können. Es war beinahe, als sei dieser Zellenblock ein Fortschritt. Er durfte laufen, sich hinlegen, war sauber... doch er wusste, dass das alles nur ein Vorspiel war auf das, was noch auf ihn wartete und er durfte sich nicht in Sicherheit wiegen lassen. Er drehte sich auf die Seite mit dem Gesicht in Richtung Wand, damit, egal welche Holocams auf ihn gerichtet waren, nicht jede seiner Regungen mitverfolgen konnten. Mit geschlossenen Augen verschränkte er die Arme vor der Brust und atmete tief durch. Seine Hände zitterten. Schon lange, oder erst seit er hier lag? Kalt war ihm nicht, doch die Angst begann schleichend an ihm herauf zu kriechen. Sie ließen ihm Zeit. Zeit um genau diese Angst zu spüren, die nur dadurch verstärkt wurde, dass ihm mit einem Mal so viel gewährt wurde. Beinfreiheit. Sauberkeit, so etwas wie ein Bett. Poe ballte die Hände zu Fäusten und rief sich zur Ordnung. Disziplin war es, die er brauchte. Disziplin um das hier durchzustehen und das Geheimnis zu wahren so lange es ging. Mit etwas Glück disponierten die Offiziere des Widerstands um und die Neue Basis würden sie woanders errichten. Mit etwas Glück... natürlich hatte Poe die letzten Tage nicht auf Glück zählen können.

Zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Träumen und rasenden Gedanken hin und her gerissen, rieben sich seine Nerven an der Stille und Immobilität die ihn umfing immer mehr auf. Er sah niemanden, außer den Gesichtslosen Wachen die ihn täglich in die Dekontaminationseinheit brachten. Hörte nichts außer seinem eigenen Atem, die gelegentlichen Geräusche, die seine Bewegungen verursachten und das Tablett mit Essen, das durch eine Luke in der Wand zu ihm hindurch geschoben wurde und wodurch die Isolation in keinster Weise unterbrochen wurde. Er gab sich nicht einmal die Mühe zu identifizieren was sie ihm vorsetzten. Ohne jeden Geschmack war es ohnehin und wenn sie ihn töten wollten, dann wäre Vergiftung wohl eine der angenehmeren Exekutionsformen. Außerdem war es eine Möglichkeit die Zeit herum zu bekommen. Eine Tätigkeit. Also ließ er sich bei jedem Bissen Zeit und legte sich dann wieder hin. Ergab sich Erinnerungen und Träumen, weil auch sie seine Gedanken von der nagenden Angst fern hielten. Er starrte an die Wand vor sich an, bis die Dunkelheit verschwamm und er sich an anderen Orten zu anderen Zeiten wiederfand.

„Dameron?“

Poe fuhr zusammen, als die Stimme seinen Namen rief. Schnell wandte er sich um und sah den jungen Mann auf sich zukommen, aus dessen Raum er sich erst wenige Stunden zuvor herausgeschlichen hatte. Das Abzeichen auf dem Fliegeranzug ließ ihn erstarren.

„Poe!“ Lachend schlug er Poe auf die Schulter und Poe kam nicht umhin sich die Lippen seines Gegenübers auf seinen vorzustellen. Schnell schüttelte er die Erinnerung an die Nacht zuvor ab.

„Morap.“ Er traute seiner Stimme kaum. Sprach leise, damit der andere es nicht merkte.

„Du bist Dameron!“ Morap lächelte noch breiter und seine Augen funkelten. „Du bist der Neue. Dein Ausbilder hat dich unserem Commander geradezu empfohlen, warum hast du nichts gesagt? Ich kenne nur deinen Vornamen.“

„Ich wusste ja nicht, dass wir im selben Schwadron sein würden“, sagte Poe kleinlaut, gar nicht auf das Lob eingehend. Hätte er gewusst, dass er und Morap eng zusammenarbeiten würden, hätte er ganz sicher nicht die Nacht bei ihm verbracht. Wenigstens hätte er versucht sich nicht dazu hinreißen zu öassen. Sein Gesicht wurde heiß und er klemmte den Helm fester unter seinen Arm.

„Dann hättest du mich ignoriert, ist klar.“ Morap schüttelte den Kopf und legte Poe beinahe verschwörerisch einen Arm um die Schultern. Poe machte keine Anstalten sich zu befreien, doch er hoffte, dass niemand ihnen allzu viel Beachtung schenken würde. Moraps Arm um seine Schultern fühlte sich zu gut an um ihn abzuschütteln.

„Hätte nicht gewusst wie“, gestand er dann doch. „Vielleicht wär ich nicht mit dir gegangen, aber ignorieren...“

Morap zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Das beruhigt mich. Deine Zurückweisung hätte mich gestern Abend auch sehr enttäuscht.“ Morap ließ ihn los, dann ging er voraus in Richtung des Hangars. Der erste Einsatz in seinem Schwadron und seine erste Nacht bei der Marine der Neuen Republik, nachdem er seine offizielle Ausbildung abgeschlossen hatte, hatte er im Bett eines seiner Schwadronkameraden verbracht.

„Wunderbar...“, murmelte Poe, den Blick auf den Rücken der sich langsam entfernenden Person gerichtet.





Der Steuerknüppel in seiner Hand fühlte sich gut an. Geradezu vertraut. Sharas Hände, die Hände seiner Mutter, lagen auf seinen, als sie aus der Atmosphäre des Planeten heraus schossen und das Vakuum des Weltraum sie nach vorn schnellen ließ. Poe lachte laut auf, als seine Mutter seine Hände nach links drückte und sie sich einmal um die eigene Achse drehten. Der A-Flügler war alt, doch jedes noch so einfache Manöver vollführte er problemlos.

„Okay, jetzt bist du dran, Großer.“ Ihre Lippen streiften sein Ohr, ihr Atem fuhr durch sein Haar und als sie seine Hände los ließ, er wirklich frei über die Bewegungen des A- Flüglers verfügen konnte, setzte sein Herz ein paar Schläge aus. Mit riesigen Augen zog er den Steuerknüppel zu sich hin, ein kleiner Jubelschrei auf den Lippen, obwohl er wusste, dass jede noch so unüberlegte Bewegung im falschen Augenblick fatale Folgen haben konnte. Doch er war sicher. Seine Mutter war da. Der Tag an dem Shara Bey ihren Sohn sich selbst überlassen würde, da war Poe sich sicher, würde er niemals erleben.






Seine Mutter war tot, hatte ihn nicht sich selbst überlassen, aber seinen Vater und Poe einander. Das war nicht nichts, aber für einen achtjährigen Jungen war es zu früh. Für einen Mann, der gerade angefangen hatte sich an den plötzlichen Frieden zu gewöhnen, für seinen Vater, war es zu früh. Den Verlust spürte Poe noch immer, spürte noch immer die gähnende Leere, auch wenn er gelernt hatte damit zu leben. Irgendwie. So viele leere Phrasen, die alle nicht beschreiben konnten, was es wirklich bedeutete. Er hatte überlebt, auch wenn er in dem Moment, da sein Vater ihn aus dem Zimmer schickte, da er ihn vor die Tür setzte, als er nicht hatte gehen wollen, geglaubt hatte nicht eine Sekunde länger leben zu können. Seine Mutter war wenige Minuten daraufhin gestorben und Poe wusste, dass sein Vater ihn lediglich davor hatte schützen wollen: davor den Tod zu sehen, wenn er das Konzept nicht greifen konnte. Diese Minuten waren für Poe noch immer Zeit, die ihm gestohlen worden war. Nicht nur verwehrt durch eine Macht gegen die er nichts hatte ausrichten können, sondern gestohlen. Jede Sekunde, die er mit seiner Mutter verbracht hatte, war ihm heute ein kostbares Andenken, ebenso wie jeder Gedanke an Morap und auch heute die Erinnerung an Finn. An den einen Kuss. An die gute halbe Stunde, da für ihn eine Tür geöffnet worden war, die er seit Moraps Tod fest verschlossen gehalten hatte, weil Moraps Tod ihn ans Äußerste getrieben hatte. An einen Ort, zu dem er nicht zurückkehren wollte und durfte, wenn er wollte, dass sein Leben etwas bedeutete. Und dann, nach so vielen Nächten in fremden und vertrauten Betten, war Finn aufgetaucht. Finn, dem er sich mehr als nur freundschaftlich verbunden fühlte und dessen Gesicht immer wieder in seinen Träumen auftauchte und ihn bei Verstand hielt.

Poe sah auf, als die Tür zu seiner Zelle geöffnet wurde und er zwei Sturmtruppler sah, die mit Blastern im Anschlag herein kamen. Zögerlich kam er auf die Füße. Es war, als habe der Gedanke an Finn allein sie hierher gebracht und eine Gänsehaut kroch seine Wirbelsäule hinauf, als sie auf ihn zutraten und ihm bedeuteten ihm zu folgen. Poe fragte gar nicht wo sie ihn hin brachten. Fast war er dankbar eine andere Strecke laufen zu dürfen als auf und ab in der kleinen Zelle, auch wenn ihn sicherlich nichts Gutes erwartete. Die täglichen Gänge zum Waschraum, wo er die Hygieneauflagen der Ersten Ordnung zu befolgen hatte, zählte er kaum, dafür waren sie zu kurz, aber als er die Blaster gesehen hatte, hatte er sofort gewusst, dass dieser Weg länger dauern würde. Dass entweder seine Exekution, oder etwas anderes angeordnet worden war.

Der kleine Raum, mit dem beinahe vertrauten Stuhl in der Mitte, ließ ihn für einen Herzschlag innehalten. Ein Stoß in die Seite ließ ihn nach vorn taumeln. Es ging also weiter. Das Herz raste in seinem Hals, als sie ihn wieder fest schnallten und er wünschte sich, der Weg hätte länger gedauert. Sofort, als die Fesseln sich um seine Fuß und Handgelenke legten und sein Kopf fixiert wurde, seine Sicht durch die Instrumente rechts und links von seinem Gesicht eingeschränkt wurde, hätte er am liebsten geschrien. Gerade noch biss er sich auf die Zunge, ehe eine unkluge Bemerkung über seine Lippen kommen konnte. Im Stillen verfluchte er sich dafür, dass er sich derart hatte gehen lassen und er rief sich ins Gedächtnis, dass er aushalten musste, solange es ging. Für den Widerstand. Für Finn.
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