Re: PP RPG: Zusammenfassung
Verfasst: Sa 7. Nov 2015, 00:57
10. Finn/Miley
(Geschrieben von Sweeney)
Wie jeden Morgen weckten Finn am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen, die diesmal durch die Zeltwand auf sein Gesicht schienen.
Verschlafen blinzelte erst ein paar Mal, bevor er sich an das Licht gewöhnt hatte und seine Augen daraufhin ganz öffnete.
Er hatte letzte Nacht nur maximal eine Stunde am Stück geschlafen, weil sein Kopf so voller ungeklärter Fragen gewesen war. Immer noch dachte er an die vergangene Nacht, doch er war einfach noch zu müde, um sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen.
Gähnend schwang er die Beine aus dem Bett und fuhr einmal von vorne durch seine Haare. Miley würde ihn auslachen, wie jeden Morgen.
Finn drehte sich trotz klopfendem Herzen zu Evas Seite des Bettes, und entdeckte überrascht, dass diese leer war. //Wo ist sie hin?//
Er stand auf, streckte sich kurz und ging dann in den Hauptraum des Zeltes, um nachzusehen, ob sie vielleicht bei Miley schlief, entdeckte sie jedoch dann - eingepackt in ihre Bettdecke - auf dem Sofa tief und fest schlafend.
Um sie nicht zu wecken schlich er in die Küche und begann das Frühstück vorzubereiten. //Erstmal ein Kaffee//, dachte er bei sich, schnippste einmal kurz mit seinem Zauberstab und plopp stand eine Tasse voll brühend heißem Kaffee vor ihm. Finn lehnte sich an die Arbeitsfläche der Küche und nippte an dem kochendem Getränk. Er atmete ein paar Mal tief durch, und begann in aller Ruhe, seine Gedanken zu sortieren.
Eva hatte ihn geküsst. Es ist geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Aber es zählte nicht wirklich als Kuss oder? //Sie hat keine zwei Sekunden meine Lippen berührt, warum beschäftigt mich das so?//, fragte er sich, während er noch einmal mit der freien Hand durch seine Haare wuselte, sodass sie sicherlich jetzt katastrophal aussahen.
//Wahrscheinlich wegen Ella//, schoss es ihm durch den Kopf und da wusste er, dass es stimmte. Obwohl er nicht mit ihr zusammen war, und noch nicht einmal auf dem Weg dahin, da er nicht wusste, was Ella von ihm hielt, fühlte er sich schrecklich, bei dem Gedanken daran, ein anderes Mädchen geküsst zu haben. Und sei es nur so kurz. Da waren Gefühle für Ella, definitiv. Und Eva?
Finn seufzte leise, während er seinen Kaffee zur Seite stellte und mit seinem Zauberstab mehrere Dinge, wie Butter oder Teller nach draußen auf den Tisch fliegen ließ. Das Wetter war traumhaft, also konnten sie draußen frühstücken.
//Wie spät ist es eigentlich?// Schnell sah Finn auf die Uhr, die über dem Herd hing, was ihn einen Moment von den Gedanken an Eva abhielt - halb acht.
//Okay, ist noch etwas früh, aber den Tisch kann man ja schonmal decken.//
Und dann war er sofort mit den Gedanken wieder bei Eva. //Wieso?//
Nachdem alles für ein Frühstück, inlusive Brötchen, auf dem Tisch vor dem Zelt stand, trat er, mit seinem Kaffe in der Hand, ins Wohnzimmer und betrachtete lange Zeit die immer noch schlafende Eva mit einem fragenden, intensiven Blick.
//Wieso verdammt?//
Als Eva plötzlich die Augen aufschlug, sah Finn sofort in eine andere Richtung. Sie sollte sich nicht beobachtet fühlen - obwohl er genau das die ganze Zeit getan hatte.
Er nippte noch einmal an seinem Kaffee, um irgendetwas zu tun zu haben, und merkte, dass seine Hand zitterte.
Eva band sich ihre langen Locken zusammen, und ging dann mit einem gemurmelten "Morgen." an ihm vorbei in die Küche.
"Morgen...", erwiderte Finn ebenso leise, als sie wieder an ihm vorbeirauschte, diesmal mit einem Glas Orangensaft in der Hand und auf dem Weg nach draußen. Er beobachtete, dass sie sich dort in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl zusammenrollte, und sein Gehirn arbeitete in diesem Moment auf Hochtouren.
//Was soll ich machen? Einfach zu ihr gehen? Sie darauf ansprechen? So tun, als wäre nichts gewesen? Sie wird nicht darauf eingehen, bestimmt nicht. Das war nicht so, wie ich es mir einbilde...//
Schließlich entschied er sich, zu ihr zu gehen. Er konnte ihr nicht den ganzen Tag aus dem Weg gehen.
Also verließ er ebenfalls das Zelt und setzte sich ihr gegenüber, ohne sie ein einziges Mal anzusehen. Seine Finger umklammerten krampfhaft den Kaffeebecher und zitterten immer noch wie verrückt, was er jedoch versuchte, zu verbergen.
//Was ist mit mir los?//
Finn und Eva schwiegen sich eine lange Zeit an, während er immer noch ihrem Blick auswich und sich stattdessen darauf konzentrierte, ruhiger zu atmen und seine Hände zu beruhigen.
//Das kann echt nicht wahr sein!//
Plötzlich zuckte er zusammen, als er spürte, dass warme Hände sich über seine eiskalten legten. Für einen Moment schloss er die Augen, als er Evas Stimme hörte: "Finn, bitte rede mit mir oder sieh mich wenigstens an."
Er öffnete die Augen und sah, dass sie wieder weinte. So oft wie in den letzten Stunden hatte er sie noch nie weinen sehen. Das machte ihn ebenfalls traurig, und daher zog er seine Hände nicht vor ihren zurück und ließ die Berührung zu.
Sein Blick wanderte von ihren Händen wie in Zeitlupe herauf zu ihren Augen, und dann, ganz plötzlich, sah er sie so an, wie er sie noch nie angeblickt hatte. Nicht wie er eine Schwester ansehen würde...
Vollkommen durch den Wind bemühte er sich, den Blickkontakt nicht abbrechen zu lassen, um aus ihrem Blick deuten zu können, was sie wirklich fühlte, aber lange hielt er es nicht aus und er sah wieder auf ihre Hände.
"Was soll ich denn sagen?" Seine Stimme versagte, und ein vollkommenes Chaos begann sich in seinem Kopf auszubreiten.
"Ich weiß es nicht. Aber ich halte das nciht aus. Ich weiß, ich hätte sagen sollen, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber es war kein Fehler. Finn, ich bin so verwirrt...", sagte Eva und Finn war in diesem Moment froh, dass er sie nicht mehr ansah. Sie hätte sofort gesehen, dass diese Worte ihn noch mehr aus dem Konzept brachten.
Und dennoch - langsam entspannten sich seine Finger unter ihren und auch sein Atem ging etwas ruhiger.
"Ich...", setzte er mit leiser Stimme an, stockte kurz und fuhr dann fort. "Ich weiß auch nicht, was im Moment mit mir los ist. Du weißt, dass ich Ella sehr gerne hab, aber das gestern war..." Er brach aprupt ab, weil er realisierte, wie dumm das klang.
"Ach, keine Ahnung...", sagte er und begann nervös mit seinen Fingern auf seiner Tasse herumzutrommeln, während Evas Hände immer noch auf seinen ruhte.
"Finn, was war das gestern?", fragte Eva und Finn schüttelte ganz leicht den Kopf, als würde das alles besser machen.
//Frag nicht, bitte. Ich kann dir nicht sagen, was das ist. Ich weiß es selber nicht.//, dachte er verzweifelt, als Eva ganz plötzlich ihre Hände zurückzog.
Im nächsten Moment wusste er, warum sie das getan hatte - Miley stand im Zelteingang.
Finn atmete scharf ein und warf dann seiner Schwester einen kurzen Blick zu, die gerade auf Evas vollkommen übertrieben fröhlichen Morgengruß antwortete: "Äh, klar. Bei euch alles okay? Hat Eva dich nicht aus dem Bett geschmissen?", erkundigte sich und Finn musste dann doch grinsen.
"Ja, alles in Ordnung", antwortete er zuerst und sah Eva nur ganz kurz an, bevor er sich wieder Miley zuwandte. Sein Lächeln war echt in diesem Moment. "Und nein, ich habe wohl eher Eva aus dem Bett geschmissen."
"Echt?" Miley lachte los und setzte sich neben ihn an den Tisch. "Wie das?"
"Sie ist aufgewacht und hat sich so erschrocken, dass sie rausgefallen ist. Wie geht es eigentlich deinem Kopf?", erkundigte Finn sich dann bei Eva und sah sie wieder an, diesmal länger als zuvor, aber immer noch lag Unsicherheit in seinem Blick.
"Ähm...", setzte Eva an, stockte kurz und fügte dann als Antwort auf seine Frage hinzu: "Also..meinem Kopf?.. Ja es geht so. Ich habe eine große Beule, aber meine Locken verbergen alles."
Plötzlich ertönte Ellas Stimme, und genauso plötzlich ordnete sich das Chaos in Finns Kopf. Als würde der alleinige Klang ihrer Stimme alles vergessen machen, oder wenigstens angenehm.
"Guten Morgen! Na, gut geschlafen?", rief sie ihnen von ihrem Zelteingang hinzu und sofort fuhr Finns Kopf herum, um sie ansehen zu können.
Erleichterung machte sich breit, als er sie sah. Ihre langen dunklen Locken, ihre großen Augen, ihr wundervolles Lächeln.
Er lächelte sie sanft an, damit sie sehen konnte, dass er mehr als dankbar war, dass sie da war.
"Hi, Ella!", sagte er und sah sie die ganze Zeit an, während sie zu ihnen herüberkam. "Ja, bei uns war alles okay. Hast du auch gut geschlafen?"
"Mh...Ja, schon. Ich bin nur etwas früh aufgewacht, aber das macht nichts.", antwortete Ella glücklich und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
"Es ist alles schon gedeckt. Ein richtiges Luxusleben hat man hier.", ergänzte sie, während ihr Blick über den Frühstückstisch glitt.
Finn wollte sich gerade für das Kompliment bedanken, als Eva etwas sagte, was ihn mehr als überraschte. //Wie hat sie sich so gut im Griff?//
"Da musst du Finn danken, er hat das alles gemacht."
Finn lächelte Eva dankbar an.
"Naja, ist ja nicht viel gewesen", sagte er und wurde ein bisschen rot. "Zauberei ist was Tolles." Er grinste Ella verlegen an.
Zu Hause war es das Normalste der Welt, dass er Frühstück machte und so viel Lob für Selbstverständliches war er nicht gewohnt.
"Kann mir mal einer erklären, was hier abgeht?", fragte sie und zog eine Augenbraue fragend hoch, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und erwartungsvoll von ihrer besten Freundin zu Finn sah.
Mileys Frage schockte Finn im ersten Moment so sehr, dass er nichts sagen konnte. Er saß einfach nur, in einer Schockstarre und dachte nur eins - 'Ella ist da. Aber sie darf nichts wissen.'
Als Eva begann herumzustottern, überlegte er fieberhaft, was er Ordentliches sagen konnte. Aber ihm fiel auf die Schnelle überhaupt gar nichts ein. Rein gar nichts. Was da gewesen war, was nicht. Was jetzt war, was nicht. Er wusste es selber nicht und daher konnte er auch nichts sagen.
"...es..ist...", sagte Eva gerade, als Finn von seinem Stuhl hochschoss, immer noch seine Tasse umklammernd. Er blickte keine der drei Mädchen an, sagte kein Wort und ging einfach.
Er wusste nicht wohin, aber hauptsache weg von hier. Das war jetzt das Einzige, was er machen konnte.
Kaum war er außer Sichtweite der anderen begann Finn zu laufen. Mit Kaffeetasse, Jogginhose und Schlabber-T-Shirt sah das bestimmt mehr als albern aus, aber das und auch alles andere war ihm in diesem Moment egal.
//Wie kann Miley nur so eine Frage stellen? Warum weiß sie überhaupt so viel?//
Mit aufgerissenen Augen lief er weiter, bis seine Augen vom kalten Wind in seinem Gesicht zu tränen begannen.
Und erst da hörte er leichte, sanfte Fußtritte etwas weiter hinter ihm. Er wandte sich um und bevor er sich fragen konnte, wer ihm folgte, erkannte er Ella.
Finn blieb stehen und wartete darauf, dass sie ihn eingeholt hatte.
"Ella", sagte er und sah sie an. Verzweiflung lag in seinem Blick und diesmal bemühte er sich nicht, das zu verbergen. Er fühlte sich schlecht, dass er sie, Eva und Miley gerade einfach hatte sitzen lassen. "Tut mir leid...", murmelte er, als sie bei ihm war. "Ist nur grad alles ein bisschen... komisch."
"Schon in Ordnung.", sagte Ella seelenruhig, und ihre Stimme beruhigte ihn selbst auch so weit, dass er begann, kontrollierter zu atmen.
"Wo willst du hin? Kann ich mitkommen?", fragte sie dann, als wäre es das Normalste überhaupt für sie, mit ihm zu gehen.
"Ich... ich weiß es nicht.", gab er ehrlich zu und zuckte hilflos die Schultern. "Ich wollte einfach nur da weg. Mileys Frage hat mich... ein bisschen aus dem Konzept gebracht." Finn versuchte ein Lächeln, was ihm sogar einigermaßen gelang, weil Ella ihm gegenüberstand.
"Sollen wir einfach was spazieren gehen?" Ja, das war es, was er wollte. Einfach weg von den anderen sein, mit Ella zusammen. "So wie gestern abend?"
Ella war offensichtlich begeistert von der Idee des Spazierengehens, und Finn war erleichtert, dass sie ihn jetzt nicht verließ.
"Vorrausgesetzt du bringst mich nichtmehr zum stolpern.", ergänzte sie noch, was ihn zum lächeln brachte.
"Wenn du das nicht willst, natürlich nicht", sagte er. "Aber dann verpasst du auch, ein zweites Mal vom weltbesten Schneewitchen-Fänger aufgefangen zu werden." Er lachte leise und sah sie von der Seite an.
"Bei Eva hat man sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Du hast es besser verborgen - oder es stört dich weniger.", sagte sie nachdenklich, als sie gemeinsam losgegangen waren.
Finn schwieg, und sein Lachen verschwand schlagartig von seinen Lippen. Was sollte er ihr erzählen? Er hatte sich gestern noch geschworen, ihr immer die Wahrheit zu sagen, aber jetzt, da seine Gefühle, sein Denken Kopf standen, konnte er nicht einfach so lässig darüber reden. Evas Gefühle oder das, was gestern zwischen ihnen beiden vorgefallen war, würde er niemandem erzählen. Nicht, bevor er sich nicht selbst über seine eigenen Gefühle im Klaren war.
"Ich kann nicht gut mit... mit schwierigen Situationen umgehen, wenn sie mich persönlich betreffen", wich er ihren Worten etwas aus. "Ich kann anderen gute Tips geben, wenn sie Probleme haben, aber meine eigenen habe ich nicht sehr gut im Griff." Er überlegte kurz, wie er fortfahren sollte. "Eigentlich bin ich nicht chaotisch, aber wenn es um meinen Gefühlskram geht, dann-"
Schlagartig brach er ab, denn er hatte sich zu Ella gewandt, um sie anzusehen, als er plötzlich ihre stark blutende, in eine Serviette eingewickelte Hand entdeckte.
"Was hast du da gemacht?", fragte er geschockt und griff nach ihrer verletzten Hand, um sich die Wunde anzusehen. "Geschnitten?" Er blickte ihr kurz in die Augen, und zog dann seinen dünnen Schal von seinem Hals, den er morgens immer trug, und begann ihn, sanft um ihre Hand zu binden. Verbände anlegen konnte er wirklich gut, Miley war jahrelang bei Verletzungen immer zu ihm gekommen, anstatt es ihrer Mum zu erzählen, um keinen Ärger zu kassieren.
"Ja. Es ist nicht so schlimm...Du hast mich abgelenkt und dann war das Brötchen eben zu Ende, dafür war meine Hand dran.", antwortete Ella, schulterzuckend, als wurde sie das alles einfach so locker wegstecken, während Finn ihre Hand verband. Es war ihm völlig egal, dass sein Schal voller Blut war.
"Aber der Schnitt ist egal. Wenn wir jetzt darüber reden, spüre ich es.", fügte sie dann doch noch hinzu und Finn nickte, immer noch konzentriert, ihr nicht unnötig weh zu tun, indem er den Schnitt berührte. "Natürlich, das muss ja höllisch brennen." Er sah sie kurz und besorgt an.
"Ich erwarte übrigens nicht, dass du es mir erzählst. Das war nur eine Vermutung. Nichts, worauf du dich hättest äußern müssen. Zumindest nicht so. Ich hatte eher erwartet, dass du so etwas wie ‚Eva kann nicht gut schauspielern’ oder ‚Mich stört es tatsächlich weniger’, sagst.", ging sie noch einmal auf seine vorherigen Worte ein, als Finn einen Knoten auf ihrem Handrücken mit den beiden Enden seines Schals machte, damit der Verband nicht wegrutschen konnte. "Sowas in der Art. Es war nur etwas, das mir aufgefallen ist."
"Das ist eben die Sache", versuchte Finn zu erklären, machte jedoch keine Anstalten loszugehen oder ihre verletzte Hand loszulassen. "Mich stört es nicht weniger. Aber ist ja jetzt vollkommen egal." Finn senkte den Blick wieder auf ihre Hand, die leicht zu pochen begonnen hatte.
"Trotzdem, noch eine Sache." Jetzt sah er sie wieder an und lächelte. "Bitte verletz dich nie mehr, und schon gar nicht wegen mir - versprich mir das." Jetzt wurde sein Lächeln breiter. "Oder ich muss Tag und Nacht auf dich aufpassen, und das willst du doch bestimmt nicht."
Ella senkte unsicher den Blick, während Finn sprach, antwortete ihm jedoch trotzdem: "Genau genommen war es ja meine Schuld. Wenn ich mich auf das Brötchen konzentriert hätte, wäre es nicht passiert. Also musst du dir darüber keine Gedanken machen..."
Dabei starrte sie, wie eben er, auf ihre verletzte Hand, die immer noch pochte.
Dann sah sie plötzlich auf und erwiderte sein Lächeln, was Finn fröhlich stimmte.
Ella war bei ihm und strahlte ihn an, das war das Einzige, was zählte.
"Du musst sowieso immer bei mir bleiben und auf mich aufpassen. Du bist mein Prinz!"
Ohne ein weiteres Wort ging sie wieder los und Finn ließ, völlig perplex, ihre Hand los und sah ihr hinterher.
//Hat sie das gerade wirklich gesagt? Sie will, dass ich bei ihr bleibe?//
Schnellen Schrittes schloss er wieder zu ihr auf und sah sie von der Seite an. Immer noch schien sie glücklich zu sein, und keine Spur von unterdrücktem Lachen war in ihren Augen zu erkennen. //Sie meint es ernst!//
Sein Kopf wollte nicht mehr vernünftig arbeiten, während er völlig benebelt von den Glücksgefühlen nur ein leises "Okay, ich bin dein Prinz." herausbrachte.
Eine Weile ging Finn schweigend neben ihr her, weil er einfach nicht wusste, was er auf so eine Aussage erwidern sollte.
Ella erwiderte nichts auf seine Worte, was ihn zuerst verunsicherte, aber er sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie glücklich war. Fröhlich... über seine Aussage? Er wusste es nicht, konnte sie jedoch auch nicht einfach fragen.
Doch da veränderte sich Ellas Miene und er blickte sie stirnrunzelnd an.
"Heute ist das erste große Spiel...", sagte sie und klang dabei nachdenklich aber auch wieder etwas traurig. Finn nickte und hörte ihr weiter zu.
"Irland gegen Bulgarien, oder?" Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und Finn antwortete: "Ja, das sind die Teams, die heute fliegen." Finn spürte, dass sie das Thema wechseln wollte, daher ging er darauf ein.
"Aber für welche Mannschaft bist du denn heute, Irland oder Bulgarien? Ist doch bestimmt für dich nicht leicht zu entscheiden." Gespannt sah er Ella an, die ja, wie er wusste, in Bulgarien geboren war, aber bei ihrer Tante in Irland lebte.
"Eigentlich müsste ich wohl sagen, dass ich für Bulgarien bin. Aber meine Mutter war immer für Irland und das habe ich übernommen...Sie kam ja aus Irland.", erklärte sie ihm und Finn hörte ihr interessiert zu. "Und mein Vater hat diesen Zauberersport nie verstanden." Sie lachte und auch Finn musste grinsen. Er konnte sich das gut vorstellen, für Nichtmagier war Quidditch wirklich mehr als schwer zu erklären.
"Er hat uns jedes mal angeschaut als ob wir Koboldogack sprechen! Und ich glaube das einzige was er je verstanden hat war, dass es auf Besen gespielt wird.", fuhr sie fort und Finn lachte los.
"Ja, kenne ich. Freunde von meinen Eltern sind auch Muggel, aber ihre Tochter kommt dieses Jahr nach Hogwarts, daher wissen sie von der Zaubererwelt. Die Kleine ist begeistert von Quidditch. Aber ihre Eltern verstehen nichts davon." Er grinste Ella an, als ihm plötzlich auffiel, dass er immer noch sein Schlafshirt trug und mit größter Sicherheit schrecklich aussah.
"Hast du was dagegen, wenn wir zurückgehen?", fragte er Ella. Der Gedanke an Eva und die Probleme waren durch den Spaziergang verflogen.
"Ich würd schon noch gern unter die Dusche springen und mir was anderes anziehen, bevor wir zum Spiel gehen."
"Oh! Natürlich.", stimmte Ella ihm zu und er drehte sich auf dem Absatz um. "Im Schlafanzug zu gehen wäre etwas seltsam. Außerdem solltest du die Tasse loswerden. Und deine Haare sehen schrecklich aus. Wollte ich nur mal gesagt haben." Sie lächelte und Finn wurde rot. Als sie dann noch durch seine Haare wuschelte, musste auch er verlegen grinsen.
"Stimmt schon. Hab das irgendwie verdrängt." Als Ella lachte, konnte er es sich auch nicht mehr verkneifen.
"Jetzt weiß ich auch, warum mich alle so komisch anstarren."
Und tatsächlich - als sie an einem Zelt etwa hundert Meter vor ihren vorbeikamen, starrte ein uralter Zauberer ungläubig auf Finns Shorts und das Schlafshirt. Dann rieb er sich die Augen und schüttelte den Kopf, während er vor sich hinmurmelte: "Es gibt Sachen... die gibt's gar nicht..."
Finn musste immer noch lachen, als sie an ihrem Zelt angekommen waren, doch als er sah, dass der Frühstückstisch leer geräumt war, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück.
Die Erinnerung daran, warum er überhaupt gegangen war.
"Hey, Miley, Eva?", rief er zaghaft und trat ins Zelt, nicht ohne Ellas Hand zu nehmen und sie mitzuziehen. "Seid ihr da?"
Er entdeckte Eva auf dem Sofa und wich sofort ihrem Blick aus.
(Geschrieben von Sweeney)
Wie jeden Morgen weckten Finn am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen, die diesmal durch die Zeltwand auf sein Gesicht schienen.
Verschlafen blinzelte erst ein paar Mal, bevor er sich an das Licht gewöhnt hatte und seine Augen daraufhin ganz öffnete.
Er hatte letzte Nacht nur maximal eine Stunde am Stück geschlafen, weil sein Kopf so voller ungeklärter Fragen gewesen war. Immer noch dachte er an die vergangene Nacht, doch er war einfach noch zu müde, um sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen.
Gähnend schwang er die Beine aus dem Bett und fuhr einmal von vorne durch seine Haare. Miley würde ihn auslachen, wie jeden Morgen.
Finn drehte sich trotz klopfendem Herzen zu Evas Seite des Bettes, und entdeckte überrascht, dass diese leer war. //Wo ist sie hin?//
Er stand auf, streckte sich kurz und ging dann in den Hauptraum des Zeltes, um nachzusehen, ob sie vielleicht bei Miley schlief, entdeckte sie jedoch dann - eingepackt in ihre Bettdecke - auf dem Sofa tief und fest schlafend.
Um sie nicht zu wecken schlich er in die Küche und begann das Frühstück vorzubereiten. //Erstmal ein Kaffee//, dachte er bei sich, schnippste einmal kurz mit seinem Zauberstab und plopp stand eine Tasse voll brühend heißem Kaffee vor ihm. Finn lehnte sich an die Arbeitsfläche der Küche und nippte an dem kochendem Getränk. Er atmete ein paar Mal tief durch, und begann in aller Ruhe, seine Gedanken zu sortieren.
Eva hatte ihn geküsst. Es ist geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Aber es zählte nicht wirklich als Kuss oder? //Sie hat keine zwei Sekunden meine Lippen berührt, warum beschäftigt mich das so?//, fragte er sich, während er noch einmal mit der freien Hand durch seine Haare wuselte, sodass sie sicherlich jetzt katastrophal aussahen.
//Wahrscheinlich wegen Ella//, schoss es ihm durch den Kopf und da wusste er, dass es stimmte. Obwohl er nicht mit ihr zusammen war, und noch nicht einmal auf dem Weg dahin, da er nicht wusste, was Ella von ihm hielt, fühlte er sich schrecklich, bei dem Gedanken daran, ein anderes Mädchen geküsst zu haben. Und sei es nur so kurz. Da waren Gefühle für Ella, definitiv. Und Eva?
Finn seufzte leise, während er seinen Kaffee zur Seite stellte und mit seinem Zauberstab mehrere Dinge, wie Butter oder Teller nach draußen auf den Tisch fliegen ließ. Das Wetter war traumhaft, also konnten sie draußen frühstücken.
//Wie spät ist es eigentlich?// Schnell sah Finn auf die Uhr, die über dem Herd hing, was ihn einen Moment von den Gedanken an Eva abhielt - halb acht.
//Okay, ist noch etwas früh, aber den Tisch kann man ja schonmal decken.//
Und dann war er sofort mit den Gedanken wieder bei Eva. //Wieso?//
Nachdem alles für ein Frühstück, inlusive Brötchen, auf dem Tisch vor dem Zelt stand, trat er, mit seinem Kaffe in der Hand, ins Wohnzimmer und betrachtete lange Zeit die immer noch schlafende Eva mit einem fragenden, intensiven Blick.
//Wieso verdammt?//
Als Eva plötzlich die Augen aufschlug, sah Finn sofort in eine andere Richtung. Sie sollte sich nicht beobachtet fühlen - obwohl er genau das die ganze Zeit getan hatte.
Er nippte noch einmal an seinem Kaffee, um irgendetwas zu tun zu haben, und merkte, dass seine Hand zitterte.
Eva band sich ihre langen Locken zusammen, und ging dann mit einem gemurmelten "Morgen." an ihm vorbei in die Küche.
"Morgen...", erwiderte Finn ebenso leise, als sie wieder an ihm vorbeirauschte, diesmal mit einem Glas Orangensaft in der Hand und auf dem Weg nach draußen. Er beobachtete, dass sie sich dort in eine Decke gewickelt auf einem Stuhl zusammenrollte, und sein Gehirn arbeitete in diesem Moment auf Hochtouren.
//Was soll ich machen? Einfach zu ihr gehen? Sie darauf ansprechen? So tun, als wäre nichts gewesen? Sie wird nicht darauf eingehen, bestimmt nicht. Das war nicht so, wie ich es mir einbilde...//
Schließlich entschied er sich, zu ihr zu gehen. Er konnte ihr nicht den ganzen Tag aus dem Weg gehen.
Also verließ er ebenfalls das Zelt und setzte sich ihr gegenüber, ohne sie ein einziges Mal anzusehen. Seine Finger umklammerten krampfhaft den Kaffeebecher und zitterten immer noch wie verrückt, was er jedoch versuchte, zu verbergen.
//Was ist mit mir los?//
Finn und Eva schwiegen sich eine lange Zeit an, während er immer noch ihrem Blick auswich und sich stattdessen darauf konzentrierte, ruhiger zu atmen und seine Hände zu beruhigen.
//Das kann echt nicht wahr sein!//
Plötzlich zuckte er zusammen, als er spürte, dass warme Hände sich über seine eiskalten legten. Für einen Moment schloss er die Augen, als er Evas Stimme hörte: "Finn, bitte rede mit mir oder sieh mich wenigstens an."
Er öffnete die Augen und sah, dass sie wieder weinte. So oft wie in den letzten Stunden hatte er sie noch nie weinen sehen. Das machte ihn ebenfalls traurig, und daher zog er seine Hände nicht vor ihren zurück und ließ die Berührung zu.
Sein Blick wanderte von ihren Händen wie in Zeitlupe herauf zu ihren Augen, und dann, ganz plötzlich, sah er sie so an, wie er sie noch nie angeblickt hatte. Nicht wie er eine Schwester ansehen würde...
Vollkommen durch den Wind bemühte er sich, den Blickkontakt nicht abbrechen zu lassen, um aus ihrem Blick deuten zu können, was sie wirklich fühlte, aber lange hielt er es nicht aus und er sah wieder auf ihre Hände.
"Was soll ich denn sagen?" Seine Stimme versagte, und ein vollkommenes Chaos begann sich in seinem Kopf auszubreiten.
"Ich weiß es nicht. Aber ich halte das nciht aus. Ich weiß, ich hätte sagen sollen, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber es war kein Fehler. Finn, ich bin so verwirrt...", sagte Eva und Finn war in diesem Moment froh, dass er sie nicht mehr ansah. Sie hätte sofort gesehen, dass diese Worte ihn noch mehr aus dem Konzept brachten.
Und dennoch - langsam entspannten sich seine Finger unter ihren und auch sein Atem ging etwas ruhiger.
"Ich...", setzte er mit leiser Stimme an, stockte kurz und fuhr dann fort. "Ich weiß auch nicht, was im Moment mit mir los ist. Du weißt, dass ich Ella sehr gerne hab, aber das gestern war..." Er brach aprupt ab, weil er realisierte, wie dumm das klang.
"Ach, keine Ahnung...", sagte er und begann nervös mit seinen Fingern auf seiner Tasse herumzutrommeln, während Evas Hände immer noch auf seinen ruhte.
"Finn, was war das gestern?", fragte Eva und Finn schüttelte ganz leicht den Kopf, als würde das alles besser machen.
//Frag nicht, bitte. Ich kann dir nicht sagen, was das ist. Ich weiß es selber nicht.//, dachte er verzweifelt, als Eva ganz plötzlich ihre Hände zurückzog.
Im nächsten Moment wusste er, warum sie das getan hatte - Miley stand im Zelteingang.
Finn atmete scharf ein und warf dann seiner Schwester einen kurzen Blick zu, die gerade auf Evas vollkommen übertrieben fröhlichen Morgengruß antwortete: "Äh, klar. Bei euch alles okay? Hat Eva dich nicht aus dem Bett geschmissen?", erkundigte sich und Finn musste dann doch grinsen.
"Ja, alles in Ordnung", antwortete er zuerst und sah Eva nur ganz kurz an, bevor er sich wieder Miley zuwandte. Sein Lächeln war echt in diesem Moment. "Und nein, ich habe wohl eher Eva aus dem Bett geschmissen."
"Echt?" Miley lachte los und setzte sich neben ihn an den Tisch. "Wie das?"
"Sie ist aufgewacht und hat sich so erschrocken, dass sie rausgefallen ist. Wie geht es eigentlich deinem Kopf?", erkundigte Finn sich dann bei Eva und sah sie wieder an, diesmal länger als zuvor, aber immer noch lag Unsicherheit in seinem Blick.
"Ähm...", setzte Eva an, stockte kurz und fügte dann als Antwort auf seine Frage hinzu: "Also..meinem Kopf?.. Ja es geht so. Ich habe eine große Beule, aber meine Locken verbergen alles."
Plötzlich ertönte Ellas Stimme, und genauso plötzlich ordnete sich das Chaos in Finns Kopf. Als würde der alleinige Klang ihrer Stimme alles vergessen machen, oder wenigstens angenehm.
"Guten Morgen! Na, gut geschlafen?", rief sie ihnen von ihrem Zelteingang hinzu und sofort fuhr Finns Kopf herum, um sie ansehen zu können.
Erleichterung machte sich breit, als er sie sah. Ihre langen dunklen Locken, ihre großen Augen, ihr wundervolles Lächeln.
Er lächelte sie sanft an, damit sie sehen konnte, dass er mehr als dankbar war, dass sie da war.
"Hi, Ella!", sagte er und sah sie die ganze Zeit an, während sie zu ihnen herüberkam. "Ja, bei uns war alles okay. Hast du auch gut geschlafen?"
"Mh...Ja, schon. Ich bin nur etwas früh aufgewacht, aber das macht nichts.", antwortete Ella glücklich und ließ sich auf einen Stuhl sinken.
"Es ist alles schon gedeckt. Ein richtiges Luxusleben hat man hier.", ergänzte sie, während ihr Blick über den Frühstückstisch glitt.
Finn wollte sich gerade für das Kompliment bedanken, als Eva etwas sagte, was ihn mehr als überraschte. //Wie hat sie sich so gut im Griff?//
"Da musst du Finn danken, er hat das alles gemacht."
Finn lächelte Eva dankbar an.
"Naja, ist ja nicht viel gewesen", sagte er und wurde ein bisschen rot. "Zauberei ist was Tolles." Er grinste Ella verlegen an.
Zu Hause war es das Normalste der Welt, dass er Frühstück machte und so viel Lob für Selbstverständliches war er nicht gewohnt.
"Kann mir mal einer erklären, was hier abgeht?", fragte sie und zog eine Augenbraue fragend hoch, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und erwartungsvoll von ihrer besten Freundin zu Finn sah.
Mileys Frage schockte Finn im ersten Moment so sehr, dass er nichts sagen konnte. Er saß einfach nur, in einer Schockstarre und dachte nur eins - 'Ella ist da. Aber sie darf nichts wissen.'
Als Eva begann herumzustottern, überlegte er fieberhaft, was er Ordentliches sagen konnte. Aber ihm fiel auf die Schnelle überhaupt gar nichts ein. Rein gar nichts. Was da gewesen war, was nicht. Was jetzt war, was nicht. Er wusste es selber nicht und daher konnte er auch nichts sagen.
"...es..ist...", sagte Eva gerade, als Finn von seinem Stuhl hochschoss, immer noch seine Tasse umklammernd. Er blickte keine der drei Mädchen an, sagte kein Wort und ging einfach.
Er wusste nicht wohin, aber hauptsache weg von hier. Das war jetzt das Einzige, was er machen konnte.
Kaum war er außer Sichtweite der anderen begann Finn zu laufen. Mit Kaffeetasse, Jogginhose und Schlabber-T-Shirt sah das bestimmt mehr als albern aus, aber das und auch alles andere war ihm in diesem Moment egal.
//Wie kann Miley nur so eine Frage stellen? Warum weiß sie überhaupt so viel?//
Mit aufgerissenen Augen lief er weiter, bis seine Augen vom kalten Wind in seinem Gesicht zu tränen begannen.
Und erst da hörte er leichte, sanfte Fußtritte etwas weiter hinter ihm. Er wandte sich um und bevor er sich fragen konnte, wer ihm folgte, erkannte er Ella.
Finn blieb stehen und wartete darauf, dass sie ihn eingeholt hatte.
"Ella", sagte er und sah sie an. Verzweiflung lag in seinem Blick und diesmal bemühte er sich nicht, das zu verbergen. Er fühlte sich schlecht, dass er sie, Eva und Miley gerade einfach hatte sitzen lassen. "Tut mir leid...", murmelte er, als sie bei ihm war. "Ist nur grad alles ein bisschen... komisch."
"Schon in Ordnung.", sagte Ella seelenruhig, und ihre Stimme beruhigte ihn selbst auch so weit, dass er begann, kontrollierter zu atmen.
"Wo willst du hin? Kann ich mitkommen?", fragte sie dann, als wäre es das Normalste überhaupt für sie, mit ihm zu gehen.
"Ich... ich weiß es nicht.", gab er ehrlich zu und zuckte hilflos die Schultern. "Ich wollte einfach nur da weg. Mileys Frage hat mich... ein bisschen aus dem Konzept gebracht." Finn versuchte ein Lächeln, was ihm sogar einigermaßen gelang, weil Ella ihm gegenüberstand.
"Sollen wir einfach was spazieren gehen?" Ja, das war es, was er wollte. Einfach weg von den anderen sein, mit Ella zusammen. "So wie gestern abend?"
Ella war offensichtlich begeistert von der Idee des Spazierengehens, und Finn war erleichtert, dass sie ihn jetzt nicht verließ.
"Vorrausgesetzt du bringst mich nichtmehr zum stolpern.", ergänzte sie noch, was ihn zum lächeln brachte.
"Wenn du das nicht willst, natürlich nicht", sagte er. "Aber dann verpasst du auch, ein zweites Mal vom weltbesten Schneewitchen-Fänger aufgefangen zu werden." Er lachte leise und sah sie von der Seite an.
"Bei Eva hat man sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Du hast es besser verborgen - oder es stört dich weniger.", sagte sie nachdenklich, als sie gemeinsam losgegangen waren.
Finn schwieg, und sein Lachen verschwand schlagartig von seinen Lippen. Was sollte er ihr erzählen? Er hatte sich gestern noch geschworen, ihr immer die Wahrheit zu sagen, aber jetzt, da seine Gefühle, sein Denken Kopf standen, konnte er nicht einfach so lässig darüber reden. Evas Gefühle oder das, was gestern zwischen ihnen beiden vorgefallen war, würde er niemandem erzählen. Nicht, bevor er sich nicht selbst über seine eigenen Gefühle im Klaren war.
"Ich kann nicht gut mit... mit schwierigen Situationen umgehen, wenn sie mich persönlich betreffen", wich er ihren Worten etwas aus. "Ich kann anderen gute Tips geben, wenn sie Probleme haben, aber meine eigenen habe ich nicht sehr gut im Griff." Er überlegte kurz, wie er fortfahren sollte. "Eigentlich bin ich nicht chaotisch, aber wenn es um meinen Gefühlskram geht, dann-"
Schlagartig brach er ab, denn er hatte sich zu Ella gewandt, um sie anzusehen, als er plötzlich ihre stark blutende, in eine Serviette eingewickelte Hand entdeckte.
"Was hast du da gemacht?", fragte er geschockt und griff nach ihrer verletzten Hand, um sich die Wunde anzusehen. "Geschnitten?" Er blickte ihr kurz in die Augen, und zog dann seinen dünnen Schal von seinem Hals, den er morgens immer trug, und begann ihn, sanft um ihre Hand zu binden. Verbände anlegen konnte er wirklich gut, Miley war jahrelang bei Verletzungen immer zu ihm gekommen, anstatt es ihrer Mum zu erzählen, um keinen Ärger zu kassieren.
"Ja. Es ist nicht so schlimm...Du hast mich abgelenkt und dann war das Brötchen eben zu Ende, dafür war meine Hand dran.", antwortete Ella, schulterzuckend, als wurde sie das alles einfach so locker wegstecken, während Finn ihre Hand verband. Es war ihm völlig egal, dass sein Schal voller Blut war.
"Aber der Schnitt ist egal. Wenn wir jetzt darüber reden, spüre ich es.", fügte sie dann doch noch hinzu und Finn nickte, immer noch konzentriert, ihr nicht unnötig weh zu tun, indem er den Schnitt berührte. "Natürlich, das muss ja höllisch brennen." Er sah sie kurz und besorgt an.
"Ich erwarte übrigens nicht, dass du es mir erzählst. Das war nur eine Vermutung. Nichts, worauf du dich hättest äußern müssen. Zumindest nicht so. Ich hatte eher erwartet, dass du so etwas wie ‚Eva kann nicht gut schauspielern’ oder ‚Mich stört es tatsächlich weniger’, sagst.", ging sie noch einmal auf seine vorherigen Worte ein, als Finn einen Knoten auf ihrem Handrücken mit den beiden Enden seines Schals machte, damit der Verband nicht wegrutschen konnte. "Sowas in der Art. Es war nur etwas, das mir aufgefallen ist."
"Das ist eben die Sache", versuchte Finn zu erklären, machte jedoch keine Anstalten loszugehen oder ihre verletzte Hand loszulassen. "Mich stört es nicht weniger. Aber ist ja jetzt vollkommen egal." Finn senkte den Blick wieder auf ihre Hand, die leicht zu pochen begonnen hatte.
"Trotzdem, noch eine Sache." Jetzt sah er sie wieder an und lächelte. "Bitte verletz dich nie mehr, und schon gar nicht wegen mir - versprich mir das." Jetzt wurde sein Lächeln breiter. "Oder ich muss Tag und Nacht auf dich aufpassen, und das willst du doch bestimmt nicht."
Ella senkte unsicher den Blick, während Finn sprach, antwortete ihm jedoch trotzdem: "Genau genommen war es ja meine Schuld. Wenn ich mich auf das Brötchen konzentriert hätte, wäre es nicht passiert. Also musst du dir darüber keine Gedanken machen..."
Dabei starrte sie, wie eben er, auf ihre verletzte Hand, die immer noch pochte.
Dann sah sie plötzlich auf und erwiderte sein Lächeln, was Finn fröhlich stimmte.
Ella war bei ihm und strahlte ihn an, das war das Einzige, was zählte.
"Du musst sowieso immer bei mir bleiben und auf mich aufpassen. Du bist mein Prinz!"
Ohne ein weiteres Wort ging sie wieder los und Finn ließ, völlig perplex, ihre Hand los und sah ihr hinterher.
//Hat sie das gerade wirklich gesagt? Sie will, dass ich bei ihr bleibe?//
Schnellen Schrittes schloss er wieder zu ihr auf und sah sie von der Seite an. Immer noch schien sie glücklich zu sein, und keine Spur von unterdrücktem Lachen war in ihren Augen zu erkennen. //Sie meint es ernst!//
Sein Kopf wollte nicht mehr vernünftig arbeiten, während er völlig benebelt von den Glücksgefühlen nur ein leises "Okay, ich bin dein Prinz." herausbrachte.
Eine Weile ging Finn schweigend neben ihr her, weil er einfach nicht wusste, was er auf so eine Aussage erwidern sollte.
Ella erwiderte nichts auf seine Worte, was ihn zuerst verunsicherte, aber er sah an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie glücklich war. Fröhlich... über seine Aussage? Er wusste es nicht, konnte sie jedoch auch nicht einfach fragen.
Doch da veränderte sich Ellas Miene und er blickte sie stirnrunzelnd an.
"Heute ist das erste große Spiel...", sagte sie und klang dabei nachdenklich aber auch wieder etwas traurig. Finn nickte und hörte ihr weiter zu.
"Irland gegen Bulgarien, oder?" Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und Finn antwortete: "Ja, das sind die Teams, die heute fliegen." Finn spürte, dass sie das Thema wechseln wollte, daher ging er darauf ein.
"Aber für welche Mannschaft bist du denn heute, Irland oder Bulgarien? Ist doch bestimmt für dich nicht leicht zu entscheiden." Gespannt sah er Ella an, die ja, wie er wusste, in Bulgarien geboren war, aber bei ihrer Tante in Irland lebte.
"Eigentlich müsste ich wohl sagen, dass ich für Bulgarien bin. Aber meine Mutter war immer für Irland und das habe ich übernommen...Sie kam ja aus Irland.", erklärte sie ihm und Finn hörte ihr interessiert zu. "Und mein Vater hat diesen Zauberersport nie verstanden." Sie lachte und auch Finn musste grinsen. Er konnte sich das gut vorstellen, für Nichtmagier war Quidditch wirklich mehr als schwer zu erklären.
"Er hat uns jedes mal angeschaut als ob wir Koboldogack sprechen! Und ich glaube das einzige was er je verstanden hat war, dass es auf Besen gespielt wird.", fuhr sie fort und Finn lachte los.
"Ja, kenne ich. Freunde von meinen Eltern sind auch Muggel, aber ihre Tochter kommt dieses Jahr nach Hogwarts, daher wissen sie von der Zaubererwelt. Die Kleine ist begeistert von Quidditch. Aber ihre Eltern verstehen nichts davon." Er grinste Ella an, als ihm plötzlich auffiel, dass er immer noch sein Schlafshirt trug und mit größter Sicherheit schrecklich aussah.
"Hast du was dagegen, wenn wir zurückgehen?", fragte er Ella. Der Gedanke an Eva und die Probleme waren durch den Spaziergang verflogen.
"Ich würd schon noch gern unter die Dusche springen und mir was anderes anziehen, bevor wir zum Spiel gehen."
"Oh! Natürlich.", stimmte Ella ihm zu und er drehte sich auf dem Absatz um. "Im Schlafanzug zu gehen wäre etwas seltsam. Außerdem solltest du die Tasse loswerden. Und deine Haare sehen schrecklich aus. Wollte ich nur mal gesagt haben." Sie lächelte und Finn wurde rot. Als sie dann noch durch seine Haare wuschelte, musste auch er verlegen grinsen.
"Stimmt schon. Hab das irgendwie verdrängt." Als Ella lachte, konnte er es sich auch nicht mehr verkneifen.
"Jetzt weiß ich auch, warum mich alle so komisch anstarren."
Und tatsächlich - als sie an einem Zelt etwa hundert Meter vor ihren vorbeikamen, starrte ein uralter Zauberer ungläubig auf Finns Shorts und das Schlafshirt. Dann rieb er sich die Augen und schüttelte den Kopf, während er vor sich hinmurmelte: "Es gibt Sachen... die gibt's gar nicht..."
Finn musste immer noch lachen, als sie an ihrem Zelt angekommen waren, doch als er sah, dass der Frühstückstisch leer geräumt war, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück.
Die Erinnerung daran, warum er überhaupt gegangen war.
"Hey, Miley, Eva?", rief er zaghaft und trat ins Zelt, nicht ohne Ellas Hand zu nehmen und sie mitzuziehen. "Seid ihr da?"
Er entdeckte Eva auf dem Sofa und wich sofort ihrem Blick aus.